Toxic Masculinity: Literatur zum Vortrag

 

Wissenschaftliche Artikel und Studien

 

American Psychological Association (2018): APA Guidelines for Psychological Practice with Boys and Men, Washington.

Ging, Debbie (2017): Alphas, Betas, and Incels: Theorizing the Masculinities of the Manosphere.

Kaufman, Michael (2001): Die Konstruktion von Männlichkeit und die Triade männlicher Gewalt. In: Bausteinemänner (Hg.): Kritische Männerforschung. Neue Ansätze in der Geschlechterforschung, Argument Sonderband 26, Hamburg, S. 138-171.

Kemper, Andreas (2020): Crash statt Care: Virtuelle und apokalyptische Männlichkeit (1)

Kupers, Terry A. (2005): Toxic Masculinity as a Barrier to Mental Health Treatment in Prison. In: Journal of Clinical Psychology, Vol. 61 (6), pp. 713-724.

Robert-Koch-Institut (2014): Gesundheitliche Lage der Männer in Deutschland, Berlin.

Thacker, Lily Katherine (2019): The Danger of ‚no‘: Rejection Violence, Toxic Masculinity and Violence against Women. Online Thesis and Dissertation.  

 

Zeitungsartikel

 

Marinić, Jagoda (2019): Männer, warum stemmt ihr euch gegen ein modernes Rollenbild? (Süddeutsche Zeitung)

Müller, Frederik (2018): Hä, was heißt Toxic Masculinity? (Missy Magazine)

Salam, Maya (2019): What is Toxic Masculinity (New York Times)

Schaefer, Anke (2020): Soziologin Sabine Hark zu toxischer Männlichkeit: „Es geht nicht darum, jeden einzelnen Mann zu verurteilen“ (Deutschlandfunk Kultur)

Online-Vortrag: Toxic Masculinity

Unter dem Motto „Auf ein Bütterken mit Marie Jahoda“ bzw. „Auf ein Herrengedeck mit Marie Jahoda“ bietet das Marie Jahoda Center Vorträge und Webinare rund um die Geschlechterforschung in Theorie und Praxis. Kommen Sie mit Expert*innen ins Gespräch und tauschen Sie sich über aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und Forschungsfragen aus. Die Reihe umfasst Angebote zur Mittagszeit (Auf ein Bütterken mit Marie Jahoda) und zur Abendzeit (Auf ein Herrengedeck mit Marie Jahoda).

 

Die neue Reihe startet am 16.06.2020, 12.30 bis 14.00 Uhr, mit einem Vortrag über:

Toxic Masculinity – Ist Männlichkeit giftig?

Der Begriff „Toxic Masculinity“ (oder Toxische Männlichkeit) erfährt in den sozialen Medien und im Feuilleton Konjunktur. Für die einen stellt er eine Möglichkeit dar, destruktive männliche Denk- und Verhaltensweisen neu zu framen und zu reflektieren, andere verstehen ihn als pauschalisierendes Label oder gar als Angriff.

Aber woher kommt der Begriff und was ist wirklich gemeint, wenn von Toxic Masculinity die Rede ist? Wie nützlich ist der Begriff für die politische Arbeit oder die Forschung? Diese und andere Fragen sollen im Vortrag beantwortet und gemeinsam diskutiert werden.

Expertin: Laura Chlebos ist Soziologin am Marie Jahoda Center for International Gender Studies und koordiniert „Unser Campus“ – eine Kampagne gegen sexualisierte Diskriminierung und Gewalt an der RUB.

 

Anmeldung: Bitte melden Sie sich bis zum 14.06.2020 mit Ihrem Vor- und Nachnamen sowie (wenn möglich) Ihrer Institution bei Frau Anne Tilse an: Anne.Tilse@rub.de

Vor der Veranstaltung erhalten Sie per E-Mail die Zugangsdaten zum Vortrag.

 

Weitere Hinweise: Das Marie Jahoda Center for International Gender Studies nutzt für Ihre Online-Veranstaltungen die RUB-Campus-Lizenz der Firma Zoom. Es werden keine Daten von Teilnehmenden gespeichert.

 

 

How to be an Ally

Wie Du ein Verbündeter im Kampf gegen sexualisierte Gewalt und Diskriminierung wirst

 

Text: Lena Spickermann

Dieser Artikel richtet sich in erster Linie an Männer, die an Universitäten arbeiten oder studieren. Jedoch können die Informationen auch für Studierende und Mitarbeiter*innen anderen Geschlechts von Interesse sein.

Sexualisierte Belästigung und Gewalt wie auch Benachteiligung aufgrund des Geschlechts sind keine Einzelphänomene, vor denen wir mit Eintritt in ein Studium oder eine wissenschaftliche Laufbahn bewahrt bleiben. Auch an Universitäten werden vor allem Frauen und LSBTTIQ-Personen (diese Abkürzung steht für Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Transsexuell, Transident, Intersexuell, Queer) regelmäßig mit ihnen konfrontiert. Die Annahme, dass Universitäten als Zufluchtsorte des Wissens und der Bildung, frei von Sexismus und Misogynie seien, führt zu einer Verharmlosung und Verhüllung von Fällen, in denen es zu sexualisierter Gewalt bzw. Belästigung, oder aber geschlechtsspezifischer Benachteiligung gekommen ist. Derartige Mythen lassen die Betroffenen für ihre Erfahrungen selbst verantwortlich erscheinen. So werden sie zur eigentlichen Ursache des Problems erklärt, etwa, wenn sie sich zu auffällig gekleidet bzw. verhalten haben. Oder aber ihnen wird unterstellt, eine vermeintlich harmlose Situation – zum Beispiel den sexistischen Herrenwitz des Professors – aufgrund der eigenen Humorlosigkeit missverstanden zu haben.

Solche Erlebnisse bestärken das Problem der mangelnden Sichtbarkeit von Betroffenen, trauen sich diese oftmals nicht, ihre Erfahrungen publik zu machen, oder erliegen selbst dem Irrglauben, grenzüberschreitende Handlungen falsch- oder gar überinterpretiert zu haben. Die genannten Mythen täuschen über die strukturelle Verbreitung von Phänomenen wie sexualisierte Gewalt oder geschlechtsspezifische Benachteiligung hinweg. Grund dafür ist eine bereits in der Sozialisation verankerte Ungleichbehandlung von Männern und Frauen sowie Menschen, die diesem binären Differenzschema nicht entsprechen: Männer verdienen im Durchschnitt 21 Prozent mehr als Frauen, bekleiden prestigeträchtigere Jobs und höhere berufliche Positionen und übernehmen im Vergleich zu Frauen nur einen geringen Teil der unbezahlten Care-Arbeit. Weiblich typisierte Eigenschaften werden männlichen unterstellt und gelten auch heute noch als ablehnenswert – ein Eingeständnis von Schwäche oder Emotionalität ist in vielen Bereichen der Gesellschaft für Männer tabu. Auch der Universitätsalltag wird von einem komplexen, hierarchischen Netz durchzogen, das Abhängigkeiten schafft und vor allem Studentinnen und Mitarbeiterinnen benachteiligt und zuletzt in gegen sie gerichtete sexualisierte Belästigung und Gewalt münden kann.

Um diese Problematik sichtbar werden zu lassen und dem immerwährenden Stempel des individuellen Einzelphänomens ein für alle Mal abzuschwören, ist es wichtig, dass nicht nur die (potenziell) Betroffenen ihre Stimmen erheben und auf die Diskriminierung und sexistischen Strukturen an Universitäten aufmerksam machen.

Um das Problem der sexualisierten Gewalt und Belästigung wie auch der geschlechtsspezifischen Benachteiligung zu überwinden, ist es vor allem wichtig, dass männliche Studenten und Mitarbeiter bzw. Studierende, die aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Herkunft und/oder Sexualität privilegiert sind, zu Verbündeten im Kampf gegen sexistische Strukturen an Universitäten werden.

Da das auf den ersten Blick nicht immer einfach erscheint, möchte Unser Campus im Folgenden 10 Punkte zur Orientierung an die Hand geben:

1. Werde ein guter Zuhörer

Deine Freundin erzählt Dir von einem Kommilitonen, der sie bedrängt und ihre persönlichen Grenzen überschreitet. In solchen und ähnlichen Situationen ist es wichtig, ihre Erfahrungen so stehen zu lassen, ihr zunächst nur zuzuhören, Verständnis zu zeigen und Glauben zu schenken. Dränge Dich ihr nicht gleich mit einem Rat auf und zweifele nicht an der Glaubwürdigkeit des Erzählten. Es ist bereits ein großer Schritt, dass Du ins Vertrauen gezogen wurdest, also versuche auszuloten, was Dein Gegenüber in diesem Moment am dringendsten braucht. Sollte es dann doch der gut gemeinte Rat sein, kannst Du diesen im Nachhinein immer noch äußern.

2. Ja heißt Ja (und Nein heißt Nein)

Gerade Universitäten sind Orte, an denen klar definierte Hierarchien vorherrschen und die Angst vor den möglichen Nachteilen aufgrund eines Sich-zu-Wehr-setzens gegen sexualisierte Gewalt und Belästigung oder gegen geschlechtsspezifische Benachteiligung groß ist. So kann es auch sein, dass Dein Gegenüber Dir nicht immer ihre*seine persönlichen Grenzen aufzeigt. Gerade deswegen ist es wichtig, dass Du nicht erst auf ein aktiv geäußertes Nein wartest, sondern Dich vorab erkundigst, ob es z. B. okay ist, wenn Du Deiner Kommilitonin bei der nächsten Semesterparty einen Drink spendierst oder sie mit nach Hause begleitest. Auch im Unialltag empfiehlt sich ein konsensorientierter Umgang. Beispielsweise kannst Du Dich bei Deiner*m Kommiliton*in versichern, ob ihr*ihm ein privates Treffen bei Dir zu Hause zwecks der Vorbesprechung eines Referates recht ist, oder lieber doch eine Alternative, wie z. B. ein Café, gewählt werden sollte.

3. Übe Dich in Selbstreflexion

Es ist wichtig, sich klarzumachen, dass niemand frei von Sexismus oder anderen Diskriminierungsformen ist. Oft sind wir uns im Moment des Geschehens nicht bewusst, dass unsere Taten oder Worte die persönlichen Grenzen eines*r Anderen verletzen. Erst im Nachhinein wird dann klar, dass der gerade noch geäußerte Kommentar sexistisch oder die körperliche Geste bedrängend war. Diese Einsicht ist Gold wert, da Du es somit beim nächsten Mal besser weißt und Dein Verhalten dementsprechend ändern kannst. Aber um zu diesem Wissen zu gelangen, ist es erforderlich, dass Du Dich regelmäßig selbstreflektierst und auch festeingespielte Verhaltensweisen überprüfst.

4. Entschuldige Dich

Wenn Du feststellst, dass Du Dich dennoch grenzüberschreitend geäußert und/oder verhalten hast, ist es wichtig, Dich zu entschuldigen. Also springe über Deinen Schatten und signalisiere Deinem Gegenüber, dass Du Dir über Dein Fehlverhalten bewusst und gewillt bist, es nicht nochmal so weit kommen zu lassen.

5. Weggucken ist keine Option

Nicht selten kommt es vor, dass Kommiliton*innen, Lehrende oder Arbeitskolleg*innen die persönlichen Grenzen Anderer missachten. Das kann der Kommilitone sein, der den Wortbeiträgen einer Seminarteilnehmerin mit sexistischen Kommentaren begegnet und sie kategorisch degradiert, aber auch der Professor, der aufgrund seiner Position im universitären Machtgefüge nicht vor frauenverachtenden Kommentaren zurückschreckt. In diesen und anderen Fällen bist Du gefragt! Es ist keine Option, wegzugucken oder nicht hinzuhören. Gerade weil es den Betroffenen selten möglich ist, sich allein zur Wehr zu setzen ¬– sei es, weil ihren Worten kein Gehör geschenkt wird, sie selbst nicht anwesend sind oder sie Angst vor den Konsequenzen haben – ist es wichtig, dass Du ein solches Verhalten nicht unkommentiert lässt. Dazu reicht manchmal auch schon eine kurze Bemerkung, in der Du verdeutlichst, dass ein solcher Spruch oder eine solche Handlung nicht tolerierbar ist. Wenn Du stillschweigst, sorgst Du dafür, dass sexistische Strukturen weiterhin bestehen bleiben.

6. Informiere dich

Für viele Betroffene von Sexismus, sexualisierter Gewalt und sexualisierter Belästigung kann es entmutigend und verletzend sein, immer wieder von neuem auf das strukturelle Problem der sexualisierten Gewalt sowie der geschlechtsspezifischen Benachteiligung an Universitäten und andernorts aufmerksam machen und ausführen zu müssen, was dies beinhaltet. Werde selbst aktiv, indem Du im Internet recherchierst, (außer-)universitäre Veranstaltungen besuchst oder Literatur in der Bibliothek ausleihst. Um ein Verbündeter zu werden, ist es nämlich nicht nur wichtig, dass Du Dein eigenes Verhalten immer wieder hinterfragst und gegebenenfalls änderst, sondern auch, dass Du Deine Stimme erhebst und zum Experten wirst. So kannst Du in relevanten Situationen, etwa, wenn Dein*e Professor*in das Problem der sexualisierten Gewalt verharmlost, schnell mit Faktenwissen aufwarten und ein Zeichen setzen.

7. Frage nach

Es ist nicht empfehlenswert, dass Du im Falle von sexualisierter Gewalt und Belästigung oder geschlechtsspezifischer Benachteiligung unmittelbar mit großen Gesten aufwartest, ohne vorher das Einverständnis der*des Betroffenen eingeholt zu haben. Auch wenn Du es z. B. für erforderlich hältst, die sexualisierten Gewalterfahrungen Deiner Freundin öffentlich zu machen oder die für die Belästigung/Gewalttat verantwortliche Person zur Rede zu stellen, ist es wichtig, dass Du ihre persönlichen Bedürfnisse berücksichtigst und nicht Deine eigenen Maßstäbe zum Ausgangspunkt machst.

8. Zeige Präsenz

Es ist schon spät und Du merkst, wie sich jemand in der U-Bahn durch die Gegenwart oder Handlung einer anderen Person sichtlich unwohl fühlt, bist Dir aber nicht sicher, ob ein unmittelbares Eingreifen bereits gerechtfertigt ist. In derartigen Momenten ist es wichtig, dass Du nicht zusätzlich zu ihrem*seinem Unwohlsein beiträgst, sondern vermittelst, dass Du bereit bist, ihr*ihm zur Seite zu stehen. Das kann durch einen kurzen Blickkontakt oder eine Geste geschehen.

9. Hole Dir Unterstützung

Es ist niemanden damit geholfen, wenn Du Deine eigenen Grenzen überschreitest. Solltest Du in Situationen geraten, mit denen Du nicht umzugehen weißt, kannst Du Dir jeder Zeit Rat bei offiziellen Beratungsstellen holen. So kannst Du Dich z. B. an die Zentrale Gleichstellungsbeauftragte oder aber an die Studentische Gleichstellungsbeauftragte Deiner Universität wenden. Sollte Dir zum Beispiel aufgefallen sein, dass ein Professor sexualisiert belästigende Verhaltensweisen aufweist, Du Dich aber nicht traust, Dich aktiv gegen ihn zu positionieren, kannst Du Dich an diese Stellen wenden, ohne dabei direkt die Namen der Betroffenen nennen zu müssen. In Situationen, in denen Du Zeuge einer öffentlichen sexualisierten Gewalthandlung oder Belästigung wirst, aber nicht wagst, aufgrund des Gefahrenpotenzials der Situation, selbst einzuschreiten, solltest Du nicht davor zurückschrecken, Umstehende gezielt anzusprechen oder direkt die Polizei einzuschalten.

10. Sei Dir über das Zusammenspiel unterschiedlicher Diskriminierungsformen bewusst

Nicht immer tritt Sexismus gesondert auf. Sich dies bewusst zu machen, ist wichtig, um zu erkennen, dass die strukturellen Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt und Belästigung sowie mit geschlechtsspezifischer Benachteiligung nicht von allen Menschen gleich erlebt werden, sondern, dass sie mit anderen Diskriminierungsformen wie Rassismus oder Ableismus (Diskriminierung aufgrund von Behinderung) einhergehen können. Dieser Umstand erfordert eine erhöhte Sensibilisierung für die unterschiedlichen Erfahrungen und Bedarfe der Betroffenen von sexualisierter Gewalt und Belästigung.

Psychologische Studienberatung an der RUB – Eine wichtige Anlaufstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt


Krisen, Prüfungsangst, Unsicherheits- und Unzulänglichkeitsgefühle oder aber mangelndes Zeitmanagement sind Probleme, mit denen sich viele Studierende im Laufe ihres Studiums konfrontiert sehen. Diese können auf Dauer zu einer hohen Belastung führen. Die psychologische Studienberatung der RUB ist eine wichtige Anlaufstelle für Studierende, die sich solchen Herausforderungen stellen müssen. Sie hilft ihnen dabei, sich mit solchen Erfahrungen nicht allein, „unnormal“ oder minderwertig zu fühlen und darüber hinaus gemeinsam einen Lösungsweg zu erarbeiten.

Zahlreiche Angebote, die Einzelberatung und Gruppencoachings umfassen, themenspezifisch oder allgemein angelegt sind, bieten eine Möglichkeit, sich passgenaue Hilfe zu suchen. Anders als der Name „Studienberatung“ es vermuten lässt, stehen die Türen jedoch auch für Personen mit Problemen offen, deren Ursachen nicht studienbezogen sind, die aber dennoch eine schwere Belastung für sie darstellen. Dazu können u. a. Depressionen, Ängste, Zwangserkrankungen, allgemeine Unzulänglichkeitsgefühle, Diskriminierung z. B. aufgrund von Sexualität oder Geschlechtsidentität oder aber auch se-xualisierte Gewalt und Belästigung gehören. Studierende, die ihr Anliegen vorzugsweise nur gegenüber einer Psychologin äußern möchten, können dies bei Ihrer Anmeldung (über E-Mail (psychberatung@rub.de) oder im Sekretariat) angeben. In schweren Fällen kann ein Termin auch sehr zeitnah vereinbart werden. Für diejenigen, die nach Gleichgesinnten suchen, bieten die Gruppencoachings einen sicheren Raum für Austausch und Unterstützung. Prüfungsangst im Allgemeinen oder Angst vor mündlichen Prüfungen im Besonderen, Torschlusspanik kurz vor Beendung des Studiums, aber auch Motivationsschwäche und Selbstunsicherheit sind Themen, denen sich hier gestellt wird.

 

© rub.de

 

Sexualisierte Gewalt: Auch auf unserem Campus?

Fragt man Ranja Kaiser, nach ihren Erfahrungen mit Betroffenen von sexualisierter Gewalt und Belästigung und der Häufigkeit von solchen Fällen in der psychologischen Beratung, könnte man auf die Idee kommen, dass es sich um ein am Campus selten auftretendes Problem handelt. Dabei lässt man aber schnell außer Acht, dass es viele Betroffene gibt, die ihre Erlebnisse nicht mit Dritten teilen – sei es aus Gründen der Scham oder aber aufgrund eines mangelnden Bewusstseins darüber, dass es sich bei dem erlebten Übergriff wirklich um sexualisierte Belästigung oder Gewalt handelt. Gedanken, dass das Widerfahrene doch eigentlich ganz „normal“ ist, „dass Männer ja so sind“, spielen dabei eine große Rolle. Dies ist ein Resultat von verharmlosenden und sexistischen Bildern und Vorstellungen, die auch heute noch präsent sind.

 

Psychologische Beratung steht allen offen

Ranja Kaiser ist es wichtig zu betonen, dass alle Betroffenen von sexualisierter Gewalt und Belästigung, sei sie am Campus oder woanders vorgefallen, jederzeit Unterstützung bei der psychologischen Studienberatung finden können. Durch die hohe Sensibilisierung der Mitarbeiter*innen werden Befürchtungen eines unzureichenden Verständnisses gegenüber der besonderen Lage der Betroffenen ausgeräumt. Egal, ob es die Angst vor dem Heimweg über den Campus, das Bedürfnis nach einer Unterstützung bei der Entscheidung für bzw. gegen eine Anzeige ist oder der Wunsch danach, wieder Boden unter den Füßen zu gewinnen – eine Beratung steht allen offen. Und selbst in schwierigen Fällen sind sie geeignete Ansprechpartner*innen, um weitere Optionen und Schritte zu besprechen und die Betroffenen über andere unterstützende Anlaufstellen, wie z. B. eine Beratungsstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt, zu informieren.

 

Und was bietet die RUB zum Schutz vor sexualisierter Diskriminierung und Gewalt?

Eine wichtige Rolle spielen in diesem Zusammenhang aber auch Präventionsmaßnahmen, sagt Ranja Kaiser. Auch hier muss keine lange Suche nach geeigneten Anlaufstellen erfolgen, denn die RUB hält ein breites Angebot bereit. Dazu gehört z. B. der im regelmäßigen Turnus stattfindende Workshop Selbstsicherheit für Studentinnen, bei dem eine Polizeikommissarin der Polizei Bochum Studentinnen (der Workshop richtet sich an alle sich als weiblich definierenden Personen und non-binary) Strategien und Techniken handreicht, die zu mehr Selbstsicherheit führen und sexualisierter Gewalt entgegenwirken sollen. Die Anwesenheit einer Psychologin der psychologischen Studienberatung sorgt bei diesem Workshop für eine ganzheitliche Unterstützung. Dieser Workshop ist vor allem gewaltvorbeugend angelegt, den Teilnehmerinnen ist dennoch die Möglichkeit geboten, bei Bedarf psychologische Unterstützung zu erhalten. Zudem gibt es einen Workshop für Zivilcourage, der von allen Studierenden besucht werden kann. Auch der Hochschulsport bietet in jedem Semester Kurse zur Selbstbehauptung und -verteidigung für Frauen an, die gezielt physische wie auch psychische Gewalt anvisieren und dabei Selbstbehauptungs- und Schutztechniken aufzeigen. Ranja Kaiser sieht in solchen Maßnahmen einen wichtigen Grundpfeiler, das strukturelle Problem der sexualisierten Gewalt an der Wurzel zu packen und noch vor Entstehung zu verhindern. Diese Einsicht hat sie im Wintersemester 2019/2020 auch zu der Entwicklung eines Workshops Gelassen und sicher im Studium bewegt, mit dem sie Studentinnen ermutigen und bestärken will, sich im Studienalltag zu behaupten, ein gesundes Selbstbewusstsein für ihre eigenen Fähigkeiten und ein Gefühl für ihre persönlichen Grenzen zu entwickeln. All diese Maßnahmen begründen wichtige Schritte in Richtung der Abschaffung einer noch immer bestehenden Vergewaltigungskultur (rape culture), die sexualisierte Belästigung wie auch Gewalt verharmlost und Betroffene für die Taten selbst verantwortlich macht. Jedoch bedarf es für dieses Ziel weiterer Schritte, die nicht allein Frauen – also die am häufigsten betroffene Gruppe – adressiert, sondern, die sich gezielt an die (potentiell) Ausübenden sexualisierter Gewalt richtet.

 

Psychologische Studienberatung
Service Center (SSC) | Etage 1 | Raum 105
0234/32-23865
psychberatung@rub.de

Ab Februar findet die offene Sprechstunde an jedem 1. Mittwoch im Monat von 14 bis 16 Uhr im SSC 1, 1. Etage links, Raum 125 statt. Diese Sprechstunde ist barrierefrei zugänglich. An jedem anderen Mittwoch findet diese Sprechstunde in der Oase statt. Ab dem Sommer-semester 2020 findet die offene Sprechstunde neben dem 1. Mittwoch im Monat an allen anderen Freitagen von 10 – 12 Uhr in der Oase statt.

 

Artikel: Lena Spickermann
Der Artikel basiert auf einem Interview, das Laura Chlebos mit Ranja Kaiser, Teamleiterin der psychologischen Studienberatung, geführt hat.

Mythos Minirock – warum du als betroffene Person keine Verantwortung trägst

In ihrer aktuellen Ausstellung „A History of Misogyny, Chapter Two: On Rape“ (Eine Geschichte der Misogynie, Kapitel Zwei: Zu Vergewaltigung) stellt die spanische Künstlerin Laia Abril in Paris Fotografien von Kleidungsstücken aus, die Menschen getragen haben, während sie vergewaltigt wurden: die Zuschauer*innen sehen eine Militäruniform, ein Nonnengewand oder auch die Schuluniform eines 5-jährigen Mädchens.

Die Ausstellung kann als Einspruch gegen einen sich immer noch hartnäckig haltenden Mythos verstanden werden, der besagt, knappe und „sexy“ Kleidung provoziere sexualisierte Belästigung und Vergewaltigung. Durch die Suche nach Verantwortlichkeit oder einer Mitschuld bei den Betroffenen findet eine „Täter-Opfer-Umkehr“ statt (Victim Blaming). Betroffene von sexualisierten Gewalttaten sollen Rechenschaft darüber ablegen, warum sie einen Minirock getragen, einen bestimmten Heimweg benutzt oder sich nicht laut genug gewehrt haben.

Warum beschuldigen wir die Betroffenen?

Es drängt sich die Frage auf, warum bei Vergewaltigung im Gegensatz zu anderen Straftaten nach einer Mitschuld der Betroffenen gesucht wird. In ihrem Vortrag auf dem „Infotag gegen sexuelle Belästigung“ (05.02.2020) des FSK Geschichte der RUB sprach die Geschichtsprofessorin Dr. Maren Lorenz über die Verhandlung des Deliktes der sexuellen Belästigung und Vergewaltigung im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. Für Frauen gab es entweder die Rolle der „Heiligen“ oder die der „Hure“, sagt Lorenz. Um den Status der „Heiligen“ zu bewahren und das „eigene Kapital [Körper und die damit verbundene Ehre] nicht zu beschädigen“, mussten Frauen sich kontinuierlich gegen „männliche Avancen“ zur Wehr setzen. Das heißt, die Frauen selbst trugen eine Mitverantwortung an der Erhaltung ihres (jungfräulichen) Status und auch ihrer Sicherheit. Auch wenn das Jungfrauendasein und der Ehrbegriff immer mehr an Bedeutung verlieren (ich beziehe mich hierbei auf Deutschland), beeinflussen diese Mythen und die damit verbundenen Normen und Ansprüche in Form von Victim Blaming und Slutshaming das (vergeschlechtliche) Selbstverständnis von Menschen und ihren Umgang mit Sexualität.

Ist Victim Blaming also ein Ergebnis einer mittelalterlichen Geschlechterordnung und damit, mit anderen Worten, nicht mehr zeitgemäß?

 

https://www.instagram.com/p/B76UwMvq9N_/

 

Abrils Ausstellung gibt auf diese Frage keine Antwort. Mit eindrucksvollen als auch beklemmenden Fotos stößt sie jedoch die Dekonstruktion dieses Mythos an. Die Aufrechterhaltung des Narrativs der provozierenden Kleiderwahl geht Hand in Hand mit dem Geschlechterstereotypen der (sexuellen) Unkontrollierbarkeit des männlichen Geschlechts: Männer als „Wilde“, Männer als „Tiere“. Frauen sollen sich verdecken, um Männer nicht zu provozieren, denn Männer, so impliziert diese Logik, lassen sich leicht erregen und haben sich im Anblick dieser vermeintlichen Reize nur schwer im Griff.

Wie wollen wir miteinander leben?

Das Verharren in mittelalterlichen Denkmustern ist unvereinbar mit den Werten des Grundgesetzes und unserer Lebensrealität, die durch Diversität gekennzeichnet ist. Die beschriebenen Mythen und die damit verbundenen Vorurteile bieten keine Basis für ein respektvolles Miteinander, sondern schaden stattdessen allen Geschlechtern. Insbesondere bei einer Vergewaltigung, also einem schweren Eingriff in körperliche Integrität eines Menschen, ist es perfide, bei Betroffenen zum Beispiel aufgrund ihrer Kleidung eine Mitschuld zu suchen und schürt das Risiko einer Retraumatisierung.

Was können wir also tun, um eine „Täter-Opfer-Umkehr“ (Victim Blaming) zu verhindern?

  • Den Betroffenen glauben und ihre Erfahrung nicht in Frage stellen (statt zu sagen „Vielleicht hat er*sie es nicht so gemeint.“).
  • Denn: Die Verantwortung für den Übergriff liegt nie bei den Betroffenen, das heißt, sie müssen sich nicht dafür rechtfertigen.
  • Im Rahmen der eigenen Ressourcen Hilfe anbieten (bei akuten Fällen ins Krankenhaus (Anonyme Spurensicherung) oder zur Polizei begleiten, Beratungsstellen raussuchen oder emotionale Unterstützung leisten).
  • Wenn du mit der Situation überfordert bist, kannst du dich auch selbst an Beratungsstellen wenden und dir dort Hilfe suchen.
  • Menschen, die Victim Blaming betreiben, darauf hinweisen, um diese Vorwürfe nicht unwidersprochen stehen zu lassen und so diskriminierendem Verhalten keinen Raum zu geben.

 

Workshop „Unser Schulhof: Sexualisierte Diskriminierung und (Digitale) Gewalt an Schulen“

 

Am Samstag, den 29. Februar, findet von 9-20 Uhr zum 2. Mal der RUB TEACHERS‘ DAY statt – ein Fortbildungstag der lehrerausbildenden Fakultäten der RUB.

Laura Chlebos, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Marie Jahoda Centers for International Gender Studies (MaJaC), bietet von 15-18 Uhr den Workshop “Unser Schulhof – Sexualisierte Diskriminierung und (Digitale) Gewalt an Schulen“ an:

Sexualisierte Gewalt und Diskriminierung sind an Schulen sensible und komplexe Themenfelder. Soziale Netzwerke als elementare Kommunikationsplattformen von Schüler*innen bergen zudem auch jenseits des Schulhofs Risiken für Gewalt und Mobbing. Zur Umsetzung einer erfolgreichen Präventionsarbeit und der notwendigen Unterstützung von Betroffenen sind Sensibilität, eine offene und respektvolle Kommunikation und das Erkennen von Grenzen die Grundvoraussetzung.

Ziel des Workshops ist es, spezifische Bedarfe von Lehrer*innen zu identifizieren und auf Grundlage von Awareness-und Empowermentstrategien, Handlungsoptionen zu entwickeln.

Die Anmeldung läuft noch bis zum 14. Februar unter http://www.pse.rub.de/teachersday/sites/anmeldung.php

Ist Männlichkeit giftig? Laura Chlebos im Interview mit WDR Cosmo

Ist Männlichkeit giftig? Mit dieser Frage wendete sich WDR Cosmo im vergangenen Dezember an die wissenschaftliche Mitarbeiterin und Koordinatorin von Unser Campus, Laura Chlebos. In einem Themenspecial gingen die Redakteur*innen den Fragen nach, für welche Eigenschaften und Werte Männlichkeit in unserer heutigen Gesellschaft steht und was genau sich hinter dem in den Medien viel genutzten Begriff Toxic Masculinity (Toxische Männlichkeit) verbirgt.

Was hat Männlichkeit mit einer Kampagne gegen sexualisierte Gewalt und Diskriminierung zu tun?

Eine elementare Säule der Kampagne ist die Reflektion über Männlichkeit(en) und die Rolle von Männern in der Beseitigung von sexualisierter Gewalt. Unter Männlichkeits- und Geschlechterforscher*innen besteht Konsens darüber, dass trotz der Existenz unterschiedlicher Männlichkeiten in unserer Gesellschaft nach wie vor traditionelle Muster von Männlichkeit im Denken und Handeln verbreitet sind. Mit traditioneller Männlichkeit werden Werte wie Stärke, Rationalität, Tapferkeit verbunden und weiblich konnotierte Eigenschaften wie Emotionalität, Fürsorge und Passivität ausgeschlossen. Im Allgemeinen werden Jungs weniger darin unterstützt, ein breites Spektrum an Bewältigungsstrategien im Umgang mit Zurückweisung, Phasen der Verunsicherung oder Krisen auszubilden. Redensarten wie ‚Boys don’t cry‘ (Jungs weinen nicht) oder ‚Boys will be Boys‘ (Jungs sind nun mal Jungs) stützen destruktive Verhaltensweisen wie emotionale Distanz und Aggressivität und tragen dazu bei, Gewalthandeln als Konfliktbewältigung – unter Jungs und Männer, aber auch gegen Frauen gerichtet – zu normalisieren. Die Kampagne möchte diese Dynamik durchbrechen, indem sie die Pluralität von Männlichkeiten in den Mittelpunkt rückt, alternative Handlungsmöglichkeiten aufzeigt und Männern ihre Mitverantwortung im Abbau von sexualisierter Gewalt und Diskriminierung vor Augen führt.

An dieser Stelle folgt das Transkript des Interviews vom 16.12.2019 zum Thema Toxic Masculinity.

WDR Cosmo: Es gibt noch keine allgemeine wissenschaftliche Definition dazu, was Toxische Männlichkeit ist. Wie würdest du den Begriff denn persönlich definieren?

Laura Chlebos: Toxische Männlichkeit benennt ein traditionelles Männlichkeitsbild, das die Vielfalt von Männlichkeit(en) in unserer Gesellschaft nicht widerspiegelt. Zudem werden die damit verbundenen, als männlich assoziierten Verhaltensweisen adressiert, die destruktiv oder schädigend wirken können, wie zum Beispiel emotionale Distanz, Aggression, Dominanz oder sexuell übergriffiges Verhalten. Diese Gewalthandlungen können sich gegen andere Männer richten, gegen Frauen, Kinder und gegen die LGBTI*-Community, aber auch gegen sich selbst. Aber ich denke, es ist wichtig zu betonen, dass Männlichkeit an sich nicht toxisch ist, sondern, dass einige, wie die eben benannten Verhaltensweisen, toxisch sind, was wiederum bedeutet, dass Männer immer die Handlungsoption haben.

Was macht Männlichkeit denn vergiftet?

Meiner Meinung nach ist die geschlechterspezifische Sozialisation, die Jungen und Männern keine breite emotionale Entfaltungsmöglichkeit bietet, ein großes Problem. Wir wissen, Härte, Stärke, Erfolg stehen für Männlichkeit, und gewalttätiges oder aggressives Verhalten wird mit Sprüchen wie Boys will be boys abgetan, also, man sagt, das machen Jungen nun mal so, sie sind eben wilder. Abweichungen von dieser Norm werden lächerlich gemacht oder abgestraft, und die Folge ist dann nun mal, dass Männer kein breites Repertoire an Strategien haben, um mit Konflikten umzugehen. Männer weinen nicht, Boys don’t cry, Männer sind wütend und diese Wut kann sich in Gewalt äußern. Außerdem nehmen Männer mit einem traditionellen Männlichkeitsbild weniger professionelle Hilfe in Anspruch, das heißt, dieses Verhalten ist auch eine Gefahr für Männer selber, da es zum Beispiel dazu führen kann, dass sie seltener zum Arzt gehen. Männer sterben dreimal häufiger durch Suizid und in der Regel auch fünf Jahre früher als Frauen.

Wo und in welchem gesellschaftlichen Kontext begegnet uns denn Toxische Männlichkeit?

Mit dem Begriff wird sich aktuell überwiegend in einem aktivistisch-feministischen Kontext auseinandergesetzt, der schwappt auch nach und nach in die Feuilletons. Im wissenschaftlichen Kontext wird der Begriff eher im anglo-amerikanischen Bereich benutzt, und wenn wir dann von diesem Begriff hören, dann oft im Kontext mit sexualisierter Gewalt oder Femizid, also Frauenmord, um eben die genannten schädigenden, gefährlichen Verhaltensweisen anzuprangern und deutlich zu machen, dass es keine Einzelfälle sind. Aber es gibt auch durchaus Männer, die ihn selber benutzen, um deutlich zu machen, hey, mir geht’s damit auch nicht gut, ich möchte, dass sich daran etwas ändert.

Der Begriff hat seit einiger Zeit Konjunktur und ist zu einer Art Kampfbegriff geworden – wie erklärst du dir das?

In erster Instanz schafft dieser Begriff erfolgreich eine Öffentlichkeit für die Thematik und stößt nach und nach Diskussionen an. Frauen und auch immer mehr Männer kritisieren traditionelle Geschlechterbilder und insbesondere das Männlichkeitsbild. Es gibt den Wunsch nach vielfältigen Männerbildern, um unserer komplexen Lebensrealität gerecht zu werden, und dieser Begriff wird jetzt nach #metoo zwar breit diskutiert, aber im feministischen Kontext war das eigentlich immer schon ein Thema.
Die Frage danach, wie sinnhaft die Nutzung des Begriffs ist, ist relevant, da er insbesondere unter Männern auf Ablehnung stößt, die ihn als diskriminierend und aggressiv empfinden und sie nun mal wichtige Adressaten darstellen. Meiner Meinung nach kann man ihn u. a. auch dafür kritisieren, dass aufgrund seiner Etymologie Verhaltensweisen als naturgegeben verstanden werden können. Es ist wichtig zu betonen, dass es hier um Entscheidungs- und Handlungsoptionen von Männern geht, das heißt, der Mann hat die Möglichkeit, sich z. B. gegen gewalttätiges Handeln zu entscheiden. Inwieweit der Begriff an sich schon zur gesellschaftlichen Transformation beitragen kann, wird sich zeigen, aber die dadurch entfachten Diskussionen haben definitiv das Potential, Kulturwandel anzustoßen.

Veranstaltungs-hinweis: Infotag gegen sexuelle Belästigung an Hochschulen | 05.02.2020

Am 05.02.2020 veranstaltet der Fachschaftsrat Geschichte einen Infotag gegen sexuelle Belästigung an Hochschulen. Als Referentinnen werden Prof. Dr. Maren Lorenz, Dr. habil. Kristin Platt und Dr. Katrin List in die Thematik einführen.

„Liebe Studierende aller Fächer, liebe Lehrende, liebe Alle*,
am 5. Februar zwischen 10 und 16 Uhr veranstalten wir im HZO 80 an der RUB eine Informations- und Vortragsveranstaltung zum Thema der sexualisierten Belästigung im Hochschulkontext. Als Teil der Studierendenschaft und – vertretung möchten wir ein Zeichen gegen jegliche Form von sexualisierter Belästigung, Diskriminierung und Gewalt setzen und uns für die Beseitigung von patriarchalischen Machtstrukturen und dem Missbrauch hierarchischer Ahängigkeitsverhältnisse an Universitäten besonders stark machen. Wir möchten den Diskurs über die Thematik, auch öffentlichkeitswirksam, öffnen und über mögliche Handlungsoptionen und Hilfe für Betroffene sprechen.“

Weitere Infos: https://www.facebook.com/events/234664707527993/

„Unser Campus“ – eine Kampagne gegen sexualisierte Diskriminierung und Gewalt. Interview mit Laura Chlebos

Auf dem Gender-Blog des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung ist jüngst ein spannendes Interview erschienen, in dem Laura Chlebos über die Zielsetzungen, Projekte und Grundsätze der Kampagne „Unser Campus“ der Ruhr-Universität Bochum und des AKAFÖ erzählt.

„Eine Universität trägt Verantwortung und sie sollte es sich auf die Fahne schreiben, gegen jede Form von Gewalt und Diskriminierung vorzugehen. Ich bin sehr froh, dass die RUB so engagiert ist und damit eine Vorreiterinnenrolle einnimmt.“

Aber lest selbst!

LSBTIQ*Queer an der RUB: Ein Interview mit Michael

© Prawny

Im letzten Semester wurde die Initiative „LSBTIQ*Queer an der RUB“ ins Leben gerufen. Michael, der als Dozent an der Uni tätig ist und sich selbst als queer definiert, hat uns erzählt, warum er die Gruppe gegründet hat und was sie ausmacht.

 

Warum hast du die Gruppe „LSBTIQ* Queer an der RUB“ gegründet?

Es war schon ein persönliches Anliegen, da ich mich selbst als queerer Mensch gefragt habe, wie ich mich für die Community mit einem ständigen Angebot engagieren und wie ich meine Fragestellung einbringen kann. Beispielsweise wollte ich erfahren, wie es um die Verbindung DozentIn-Studierende bestellt ist, wenn man die Geschlechtsidentität im Auge behält? Ich erlebte es in meinem Studium und auch in der Lehre an der RUB als eher tabuisiertes Thema. Deshalb ist unsere Gruppe für alle RUB-Angehörigen offen.

Was bedeutet für dich „queer“?

Queer heißt für mich in diesem Zusammenhang, anders als „hetero“ zu sein und es ist im Prinzip nicht so wichtig, welche Orientierung man hat. Wichtig sind natürlich der Mensch und seine Persönlichkeit.

Was ist das Ziel der Treffen?

Wir gehen auf Bedürfnisse und Wünsche der Gruppenmitglieder ein, es gibt Themen, die wir alle gemeinsam haben, es gibt sehr spezielle und persönliche Themen. Wir treffen uns einmal in der Woche (Mi, ab 18 Uhr) in der OASE und besprechen und bearbeiten unsere Themen mit unterschiedlichen interaktiven Methoden. Auch weitere informelle Treffen sind in Planung.

Ist es eine geschlossene Gruppe oder kann man spontan dazukommen?

Da wir oft sehr persönliche Themen haben und diese recht offen besprechen, wird die Gruppe nach einigen Sitzungen geschlossen. Allerdings gibt es immer Ausnahmen. In jedem einzelnen Fall entscheidet die Gruppe, ob die Aufnahme noch später erfolgen kann oder ob es doch Sinn machen würde, im neuen Semester dazuzustoßen. Gerne könnten alle Interessierten Kontakt zu uns unter queere-gruppe@rub.de aufnehmen.

LSBTIQ*Queer an der RUB

Wer kann mitmachen?

Alle RUB-Angehörigen, sprich Studierende, Mitarbeitende und Lehrkräfte.

Wie kann man mitmachen?

Wichtig ist, an unserem Termin regelmäßig dabeizusein und eigene Fragen offen anzugehen, Mut zu haben und kreative Ideen mitzubringen.

Wie schätzt du die Situation für die LSBTIQ*-Community an der RUB ein?

Ich empfinde die Atmosphäre für die LSBTIQ*-Community auf dem Campus als offen, aber die Präsenz der queeren Menschen sollte ausgeprägter sein. Sich ohne Diskriminierung auf dem Campus bewegen zu können, ist schon ein sehr wichtiger Schritt, allerdings sollten auch weitere Angebote geschaffen werden. Auch in der Lehre könnten betroffene DozentenInnen und Studierende offener die Fragen der eigenen Geschlechtsidentität ansprechen. In einer der Gruppenaktivitäten wurde außerdem der Vorschlag gemacht, einen „queeren Raum“ auf dem Campus zu etablieren, wo eine offene Möglichkeit für Begegnungen, Informationsaustausch, Spielabende, zusammen Filme schauen oder einfach Kaffee trinken und lesen entsteht.

Internationaler Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen: Gewaltfrei studieren!

Die Zeit des Studiums ist für die meisten eine besondere und intensive. Ein Lebensabschnitt, der für Selbstständigkeit und Wissensdurst steht. Der Campus bietet spannende Eindrücke, verlangt aber auch, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Neben studienspezifischen Anforderungen und Nebenjobs sehen sich vor allem Frauen einer weiteren Belastung ausgesetzt.

Denn Studentinnen sind aufgrund ihres Geschlechts und Alters besonders gefährdet, Gewalt zu erfahren. Die Universität ist dabei aber nur ein Ort, an dem Gewalterfahrungen gemacht werden können. Gewalt hat viele Gesichter. Die Mehrheit der gewaltvollen Übergriffe finden „zu Hause“ statt, also durch den (Ex-)Partner, Freunde oder Familienmitglieder. Die Folgen für die Betroffenen kann verheerend sein: Selbstzweifel, Verunsicherung, Minderwertigkeitsgefühle, Vertrauensverlust oder Motivationsverlust das Studium weiter zu betreiben bis hin zu psychosomatischen Problemen.

Deswegen möchten wir heute, am Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen, auch den Blick auf Studentinnen und ihre besondere Situation richten. Nachdem das Thema auch an Hochschulen lange tabuisiert war, möchten wir mit „Unser Campus“ einen Beitrag zu einer offene(ren) Auseinandersetzung mit sexualisierter Diskriminierung und Gewalt leisten. Eine offene Kommunikation und gezielte Informations- und Beratungswege können helfen, Gewalt abzubauen und Studentinnen auf ihrem Weg zu stärken.

Zu den Hintergründen:

Am 25.11.1960 wurden die Schwestern Patria, Minerva und Maria Teresa Mirabal auf dem Nachhauseweg überfallen und erdrosselt. Die „Schmetterlinge“ waren Teil der „Bewegung 14. Juni“, einer Widerstandsbewegung gegen das brutale Regime in der Dominikanischen Republik, die den Sturz des Diktators Rafael Trujillo plante. Die drei Frauen wurden zum Symbol der dominikanischen Widerstandsbewegung.

Im Gedenken an die Schwestern Mirabal und angesichts der massiven Gewalterfahrungen, die Frauen weltweit erleben, erklärten die Vereinten Nationen im Jahr 1999 den 25.11. zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Acht Jahre zuvor wurde er bereits von lateinamerikanischen und karibischen Feministinnen zum Gedenktag für weibliche Opfer von Gewalt ausgerufen. Jedes Jahr finden seitdem am 25.11. Aktionen und Demonstrationen statt, um auf die anhaltende Gewalt gegen Mädchen und Frauen aufmerksam zu machen. Auch in diesem Jahr ist Bochum wieder Teil der Kampagne #OrangeTheWorld der UN, bei der u.a. das Historische Rathaus und die Pauluskirche in der Kampagnenfarbe Orange angestrahlt werden.

 

*Kostenfreies Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“: 08000 116 016*

Wenn ihr von Gewalt betroffen seid, findet ihr hier eine Reihe von Ansprechpartner*innen und Beratungsstellen auf dem Campus, in Bochum oder überregional.

Was Sexismus bedeutet: Unterwegs mit Anna Schiff

Anna Schiff ist Doktorandin der Ruhr-Universität Bochum und Expertin, wenn es um das Thema Sexismus geht. Vergangenen Donnerstag haben Laura (Unser Campus) und Katharina (Hochschulkommunikation) sich mit ihr auf dem Campus getroffen, um sich über Alltagssexismus auszutauschen 🎙 Gemeinsam haben wir verschiedene Orte und Menschen besucht, die im Fall von Diskriminierung und Belästigung beraten und unterstützen können.

https://www.instagram.com/p/B4hmIlKqfDC/

Die ganze Story könnt ihr auf dem Instagramkanal der RUB (👉Highlight „Unser Campus“) sehen 📱 Hier findet ihr außerdem noch ein Interview mit Anna.

Heute beginnt außerdem die Anti-Sexismus Woche des AStAs. Morgen wird Laura von 10-14 Uhr mit einem Stand im Mensafoyer vertreten sein, um über die Kampagne zu informieren. Kommt gerne vorbei und stellt eure Fragen!

Quelle: AStA RUB

Am 18.11. um 18 Uhr wird ein Workshop zum Thema Sexismus stattfinden. Infos zum Raum folgen zeitnah.

Infoveranstaltung für Mieter*innen des AKAFÖ

10.09.2019 | 17-18.30 Uhr | Laerholzstrasse 80, Seminarraum 5

 

Sexualisierte Gewalt findet überwiegend im sozialen Umfeld statt und nur selten durch eine fremde Person an dunklem Ort. Aber nur wenige Betroffene suchen sich nach einem Übergriff professionelle Hilfe. Mit der Kampagne „Unser Campus“ setzen Ruhr-Universität (RUB) und AKAFÖ (Studierendenwerk) ein klares Zeichen gegen sexualisierte Diskriminierung und Gewalt – und das gilt nicht nur für den RUB-Campus, sondern auch für die AKAFÖ-Wohnanlagen.

Wir laden alle interessierten Bewohner*innen dazu ein, sich über die Kampagne im Landesspracheninstitut, Laerholzstr. 84 in Bochum auszutauschen und über bestehende Beratungs- und Hilfsangebote zu informieren.

Mit dabei sein werden Manuela Hildebrand (Leitung AKAFÖ-Unternehmenskommunikation), Michaela Knapp (Leitung AKAFÖ-Wohnen) und Laura Chlebos (Koordinatorin „Unser Campus“/ RUB).

Die Kampagne wird gemeinsam von RUB und AKAFÖ getragen und am Marie Jahoda Center for International Gender Studies (MaJaC) durchgeführt.

Bei Fragen zur Kampagne wenden Sie sich an:
Laura Chlebos (Koordinatorin „Unser Campus“/ RUB), unsercampus@rub.de

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!


Hier geht’s zur Facebook-Veranstaltung!

Landesspracheninstitut – LSI, Laerholzstr. 84, 44081 Bochum

Gemeinsam feiern wir den Campus-CSD!

Vom 04.-07.06.2019 findet der Campus-CSD an der Ruhr-Uni Bochum statt. Organisiert wird er vom Autonomen Schwulenreferat, um die LGBTIQ*-Community auf dem Campus sichtbarer zu machen und Vielfalt zu fördern. Andre, der als Referent tätig ist, erklärt: „Wir wollen zeigen, welche ‚“großen Baustellen“ in der Allgemeinpolitik vorherrschen und auch über die soziohistorischen Hintergründe des Stonewall-Aufstandes und deren Auswirkungen informieren‘.

 

 

Aber was bedeutet eigentlich CSD?

CSD steht für Christopher Street Day und bezeichnet eine Parade oder Demonstrationen von und für Schwule, Lesben, Asexuelle, Bisexuelle trans und queere Personen. „Generell soll er auf die Missstände der LGBTIQ*-Community hinweisen und die politischen Forderungen dieser sichtbar machen‘, sagt Andre. Seinen Ursprung hat der CSD, der im internationalen Kontext als Gay Pride bezeichnet wird, im New Yorker Stadtteil Greenwich Village. Dem Ausgangsort des sogenannten Stonewall-Aufstandes (Quelle: www.csd-termine.de). Wer hierzu mehr erfahren möchte, kann den Vortrag „50 Jahre Stonewall: Ende der Diskriminierung“ am 06.06.2019 besuchen oder schaut sich nach der Uni mal die Doku „The Death and Life of Marsha P. Johnson“ auf Netflix an.

Die Situation der LGBTIQ*-Community an der RUB wertet Andre positiv macht aber gleichzeitig deutlich, dass es keine leichte Aufgabe ist, die Sichtbarkeit des Referats auf dem gesamten Campus zu gewährleisten. Aus diesem Grund wird das Autonome Schwulenreferat am 04.06.2019 von 10-16 Uhr auf dem Nordforum zusammen mit anderen Initiativen der RUB ihre Arbeit vorstellen. Unser Campus wird auch dabei sein. Wir freuen uns auf euch!

Wofür der Begriff LGBTIQ* steht, könnt ihr hier nochmal nachlesen.

Gesucht: Erfahrungen der LGBTIQ*-Community

Seit dem 10. April 2019 können Studierende an einer Umfrage zu den besonderen Bedarfen und der psychosozialen Belastung von Studierenden der LGBTIQ*-Community teilnehmen. Gefragt wird u.a. nach der Selbstwahrnehmung, dem allgemeinen Sicherheitsempfinden und der Nutzung RUB-interner Angebote.
Das Projekt wird durch das Lore-Agnes-Programm gefördert und am Interdisziplinären Zentrum für Familienforschung (ICFR) durchgeführt. Es soll die Identifikation der LGBTIQ*-Studierenden mit unserer Hochschule stärken und gleichzeitig ein positives Signal für Vielfalt aussenden. Das Ziel ist es, aus den Erhebungen Maßnahmen abzuleiten, die die Studierenden empowern und die internen Beratungs- und Hilfsangebote an die Bedarfe anpassen sollen.
Hier geht’s zur Umfrage!
Die Idee zur Umfrage entwickelte sich aus dem Forschungsprojekt AsyLSBTIQ*, das sich mit dem psychischen Wohlbefinden und der gesellschaftlichen Teilhabe von LSBTIQ-Geflüchteten in Deutschland beschäftigt.

Das Projekt Gender – LGBTIQ* läuft noch bis August 2019. Nach der Auswertung der Ergebnisse ist eine Kooperationsveranstaltung mit dem Projektteam und Unser Campus geplant. Mehr dazu erfahrt ihr dann demnächst auf unserer Homepage oder die Facebook-Seite der Gender Studies.

 

 

Was bedeutet LGBTIQ*? Und wofür steht eigentlich das Sternchen?
LGBTIQ ist ein Sammelbegriff für lesbian, gay, bisexual, trans, inter und queer. Das deutsche Pendant lautet LSBTIQ, also lesbisch, schwul, bisexuell, trans, inter und queer.
Was steckt hinter den Begriffen trans, inter und queer?
Als trans bezeichnen sich Menschen, die sich mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht nicht identifizieren können. Im Gegensatz dazu haben Cis-Personen ihr Geschlecht wahrscheinlich noch nie hinterfragt und ganz selbstverständlich als Mann oder Frau gelebt.
Der Begriff inter hat sich aus der Community selbst entwickelt und wird genutzt, wenn ein Mensch „genetisch (aufgrund seiner Geschlechtschromosomen) und/oder anatomisch (aufgrund seiner inneren und äußeren Geschlechtsorgane) und/oder hormonell (aufgrund der Produktion von Geschlechtsorganen) nicht den Normen, die für das weibliche oder männliche Geschlecht festgelegt wurden, entspricht.“ Quelle: ProFamilia

Anike Krämer und Prof. Dr. Katja Sabisch haben zu Intersexualität in NRW geforscht. Wer mehr darüber erfahren möchte, findet den Projektbericht  hier.

Für den Begriff queer gibt es keine eindeutige Definition und das ist auch so gewollt. Auch er wird als Selbstbezeichnung benutzt, um in der Regel darauf hinzuweisen, dass sich die eigene Geschlechtsidentität zwischen den herkömmlichen zwei Geschlechtern oder jenseits einer Zweigeschlechtlichkeit befindet. Weiterschauen!

Das Gender-* wird je nach Kontext unterschiedlich verwendet. In feministischen, aber auch immer mehr wissenschaftlichen Kreisen wird es in der Pluralform (z.B. Wissenschaftler*innen) genutzt, um mit der Zweigeschlechtlichkeit zu brechen und Geschlechterpluralität zu visualisieren. Ziel des Genderns ist es, nicht nur Männer und Frauen anzusprechen, sondern auch Menschen, die sich der binären Geschlechterordnung nicht zuordnen können und wollen. Darüber hinaus löst die Nutzung des Gender-* aber auch kontroverse Diskussion aus, wie hier nachgelesen werden kann.

Der Sammelbegriff LGBTIQ ist aber nicht frei von Kritik, da er sexuelle Orientierung (lesbian, gay, bisexuel) und geschlechtliche Identität (trans, inter, queer) vermischt und so Gefahr läuft viele unterschiedlichen Menschen als eine Interessensgruppe darzustellen.

Veranstaltungsreihe im SoSe 2019 | Unser Campus

Teil 1: Unser Campus – Hochschule ohne Gewalt

 

21.05. GD 04/620 | 16-18 Uhr

Sexualisierte Diskriminierung und Gewalt ist für viele immer noch ein Tabuthema. Trotz des Erfolgs von #MeToo, der das Thema in der Mitte der Gesellschaft platzieren konnte, stellt sich die Frage seiner Nachhaltigkeit. Mit Unser Campus nimmt sich unsere Universität in Kooperation mit dem AKAFÖ und dem Marie Jahoda Center for International Gender Studies (MAJAC) der Aufgabe an, ein diskriminierungsfreies und gewaltloses Miteinander auf dem Campus und in den Wohnheimen zu schaffen.
Im Vortrag wollen wir klären, was unter sexualisierter Gewalt zu verstehen ist und was im Ernstfall unternommen werden kann. Anhand der Kampagne Unser Campus sollen außerdem verschiedene präventive Ansätze vorgestellt werden.

 

Teil 2: Unser Campus ohne Gewalt, aber wie?

 

!Achtung Raumänderung!
03.06. UFO 0/04 | 16-19 Uhr

Anmeldung bis zum 01.06. unter unsercampus@rub.de

“[…] cultures are made of people, and people can always change them.”
Jaclyn Friedman

Der Workshop wird die im Vortrag angesprochenen Themen vertiefen. Die Anwesenheit beim Vortrag ist aber keine Voraussetzung für die Teilnahme am Workshop.

Geschlecht – Gender? Themen, die immer wieder für hitzige Diskussionen sorgen und auch zu Anfeindungen und Gewalt führen können. Wie hat sich das Verständnis von Geschlecht über die Zeit verändert oder wo stehen wir heute?

Diese Frage stellt eine Grundlage für die Kampagne Unser Campus dar. Welchen Einfluss hat Geschlechterwissen auf unseren Alltag, für das soziale Miteinander und unsere Arbeit?
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Geschlecht und sexualisierter Gewalt?

Zwischenstand – Unser Campus in Bewegung

Vor fünf Monaten fiel der offizielle Startschuss zur Kampagne: Auf der Kick-Off-Veranstaltung im Mensafoyer haben wir das Konzept von Unser Campus vorgestellt.

Was geschah im Wintersemester?

Die Kampagne gegen sexualisierte Diskriminierung und Gewalt, die den ganzen Campus in den Blick nimmt, ist in Deutschland bisher einmalig. Aus dieser Vorreiterrolle ergibt sich ein offener, partizipativ gestaltbarer Prozess und eine individuelle Struktur, an der zahlreiche Expert*innen der RUB beteiligt sind. Bei einem sensiblen und komplexen Thema wie diesem ist es wichtig, alle relevanten Akteur*innen an Bord zu haben, um Bedarfe zu klären und effektive und zielgruppengerechte Lösungen zu finden.

Um sich einen Überblick über vorhandene Ressourcen und Wege zu schaffen, wurde ein Runder Tisch gegründet. Auf dem ersten Meeting wurde über Handlungsfelder diskutiert, Ziele abgesteckt und Schritte zu ersten Maßnahmen vereinbart. Wir sind davon überzeugt, dass die Hochschule eine wesentliche Rolle spielt, um geschlechtsspezifische Gewalt auf dem Campus und in den Wohnheimen zu verringern.

Mediale Kampagne

Ein wichtiges Etappenziel war die Fertigstellung von Postkarten, Stickern, Flyern (auf Englisch und Deutsch) und Postern im März 2019. Sie fungieren als Identifikatoren und Türöffner und helfen, die Kampagne auf dem Campus bekannt zu machen.
Auf dem Unser Campus-Blog werden rund ums Thema Artikel erscheinen, die zum Thema informieren sollen. Tools und praktische Tipps zur Gestaltung eines inklusiven Campus inbegriffen. Ein nächster Schritt ist die Zusammenarbeit mit dem Social Media-Team der RUB. Gemeinsam wollen wir einen Fahrplan entwickeln, um auch auf Facebook und Co. unsere Inhalte zu kommunizieren.

 

 

Von der Theorie in die Praxis und das praktische Problem theoretisch reflektiert

Eine Herausforderung ist die Umsetzung des theoretischen Konzepts in die Praxis. Der intersektionale und interdisziplinäre Ansatz der Kampagne bedarf fundierter Kenntnisse über den Forschungsstand und Fingerspitzengefühl in der Anwendung. Unser Vorgehen hebt sich von vertrauten Kampagnen gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt ab, da er neben präventiver Arbeit, Unterstützung und Schutz der Betroffenen auch die (potenziellen) Täter*innen und Außenstehende in den Blick und in die Verantwortung nimmt.  So stellt das Projekt Unser Campus ein Ergebnis des Zusammenwirkens von Forschung und Transfer dar. Theorien insbesondere der Geschlechterforschung werden in die Praxis übersetzt.

Und so geht es weiter!

Für das Sommersemester sind folgende Termine und Aktionen geplant:

  • Veranstaltungsreihe Unser Campus (weitere Informationen folgen in Kürze)
  • Uni Sommerfest (19.06.)
  • Eröffnung Marie Jahoda Center for International Gender Studies (MaJaC; 25.06.)
  • Tag der Gleichstellung (05.07.)
  • Workshop auf der BuFaK WiSo in Paderborn (voraussichtlich 17.05.)
  • Vorstellung der Kampagne im Netzwerk Frauengesundheit NRW
  • Kooperationsprojekt mit den dezentralen Gleichstellungsbeauftragten der Fakultät für Philologie
  • Street-Art-Aktion mit der Gleichstellungsstelle der Stadt Bochum

Wo finde ich Hilfe?

Fast jede siebte Frau hat seit dem 16. Lebensjahr Formen von sexualisierter Gewalt erlebt. In den meisten Fällen ist der Täter der (Ex-)Partner.
Nur 11% der Frauen, die körperliche oder sexualisierte Gewalt erlebt haben, wenden sich an Hilfseinrichtungen. Die Gründe dafür sind vielfältig: die erfahrene Gewalt wird (noch) nicht als solche wahrgenommen, aus Scham, Bedrohung durch den Täter oder die Befürchtung, dass ihnen nicht geglaubt wird (Schröttle/Müller 2004).

Wenn Männer Opfer von Gewalt werden, ist die Hürde, sich Hilfe zu suchen noch höher, da das Opfersein oft nicht mit dem eigenen Selbstverständnis oder den gesellschaftlichen Erwartungen an Männer zusammenpasst. Allerdings ist anzumerken, dass Männer eher Gewalt durch andere Männer erleben als durch Frauen (z.B. Partnerinnen) und diese in der Regel weniger schwere körperliche, wie psychische Folgen hat (siehe dazu auch Meuser 2010).

Wenn wir über Gewalterfahrungen sprechen, ist es wichtig nicht nur die heteronormative Perspektive aus Sicht der heterosexuellen Frauen und Männer einzunehmen, sondern auch die Erfahrungen von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans* und queeren Personen (kurz LSBTIQ*) in den Blick zu nehmen. Homo- und transfeindliche Beleidigungen und Übergriffe sind keine Seltenheit, sondern gehören für viele leider zum Alltag dazu (Quelle: DJI Impulse 2/18 und National LGBT Survey 2017).

Auch wenn euch die Hürde hoch erscheint, sucht euch Hilfe. Ihr müsst nicht direkt zur Polizei gehen. Sprecht mir euren Freund*innen oder Familien. Lasst euch bei den genannten Einrichtungen über weitere Handlungsmöglichkeiten beraten.

Ihr findet sie an unserer Uni oder in der Stadt. Es gibt aber auch ortsunabhängige, wie Hotlines und Chats, die ihr nutzen könnt. Denkt dran: nicht ihr seid verantwortlich für das, was passiert ist, sondern die diskriminierende und gewaltausübende Person.

Hier findet ihr eine Übersicht über Ansprechpersonen und Einrichtungen, die euch weiterhelfen können:

 

Anlaufstellen Intern

 

Zentrale Gleichstellungsbeauftragte
Dr. Wanda Gerding
Zentrale Gleichstellungsbeauftragte
Raum: GA 8 / 60
Tel.: 0234 32 – 27837
wanda.gerding@ruhr-uni-bochum.de

Nadine Müller
Zentrale Gleichstellungsbeauftragte
Raum: GA 8 / 60
Tel.: 0234 32 – 27837
nadine.mueller@ruhr-uni-bochum.de

 

Zentrales Gleichstellungsbüro
Raum: GA 8 / 58
Tel.: 0234 32 – 27837
gleichstellungsbuero@rub.de

https://www.ruhr-uni-bochum.de/chancengleich

 

Antidiskriminierungsstelle der RUB
Michalina Trompeta
Beauftragte für Diversität und Antidiskriminierung
Raum: GA 8/ 162
Tel.: 0234 32 – 26110
antidiskriminierung@rub.de

 

Zentrale Studienberatung
Persönliche Anmeldung zur Beratung in:
Gebäude SSC 1/105

0234 / 32 23865
https://www.ruhr-uni-bochum.de/zsb/psych-beratung/psych-beratung.htm

 

 

Anlaufstellen Stadt Bochum

 

Referat für Gleichstellung, Familie und Inklusion der Stadt Bochum
Regina Czajka
0234 / 910-1155
Rathaus Bochum
Zimmer 158
gleichstellungsstelle@bochum.de
https://www.bochum.de/gleichstellungsstelle

 

Anonyme Spurensicherung im Falle einer Vergewaltigung (mit Liste der unterstützenden Krankenhäuser)
https://www.bochum.de/anonyme-spurensicherung

 

Wildwasser Bochum e.V.
Beratungsstelle für Opfer sexueller Gewalt und Prävention
Auf den Scheffeln 34
44894 Bochum
0234 / 29 76 66
WildwasserBo@aol.co
https://www.wildwasserbochum.de/
Telefonische Beratung: Do 11-13 Uhr

 

Frauenberatungsstelle NORA e.V.
Beratung für Frauen und Mädchen
Kortumstr. 45
44787 Bochum
0234 / 96 29 995/6
nora-beratung@freenet.de
http://www.frauenberatungsstelle-bochum.de
Offene Beratung: Di 14-16 Uhr und Do 10-12 Uhr

 

Rosa Strippe e.V.
Psychosoziale Beratung für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans*Personen
0234/19446
info@rosastrippe.de
http://www.rosastrippe.de

Online-Meldung von Gewaltfällen
www.rosastrippe.net/onlinemeldung-von-gewaltfaellen/

Offene Beratung: Mo-Do 16-20 Uhr

 

Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum
0234/ 235464
sprechstunde@mfh-bochum.de
https://mfh-bochum.de/
Offene Sprechstunde: Di 18-19.30 Uhr

Sprechstunde (rund um die Uhr): 0176 61593088

 

Stalking

Polizeipräsidium Bochum
Kriminalitätsvorbeugung/Opferschutz
0234/909-4059 oder 0234/909-4055

 

Weißer Ring e.V.
Außenstelle Bochum
0234/413398
Ihrler@t-online.de
https://bochum-nrw-westfalen-lippe.weisser-ring.de/

 

Katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatung
0234/30790-30
ehe-lebensberatung@caritas-bochum.de
https://www.caritas-bochum.de/

 

Anlaufstellen Extern/Überregional

 

Dachverband der autonome Frauenberatungsstellen NRW e.V.

https://www.frauenberatungsstellen-nrw.de/beratungsstellen

 

Landesgemeinschaft Autonomer Frauenhäuser NRW (LAG)
https://www.frauen-info-netz.de/

 

Frauen gegen Gewalt e.V.
Bundesverband Frauennotrufe und Frauenberatungsstellen

Im bff: Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe sind mehr als 160 Frauenberatungsstellen
und Frauennotrufe zusammengeschlossen. Seit mehr als 30 Jahren finden Frauen und Mädchen, die von Gewalt
betroffenen sind, durch diese unkompliziert und wohnortnah Hilfe.

https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/

 

Hilfetelefon
Gewalt gegen Frauen
08000 / 116 016
https://www.hilfetelefon.de/

• Beratung per Telefon
• Sofort-Chat
• Online-Beratung
• Beratung in 17 Sprachen
• Beratung in Gebärdensprache

 

Digitale Gewalt
https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/digitale-gewalt-was-tunwie-helfen.html

 

Gewalt gegen Männer

Weißer Ring e.V.
https://weisser-ring.de/praevention/tipps/gewalt-gegen-maenner

Mann-O-Mann Männerberatung
https://www.man-o-mann.de

White Ribbon (engl.)
https://www.whiteribbon.org.au/

 

Fußnoten und Quellen

* I steht für inter*. Da aber die genannten Studien sich nicht auf inter* Personen beziehen, wird es in der Aufzählung weggelassen. Mehr Infos zum Thema findet ihr hier.

DJI Impulse. Das Forschungsmagazin des Deutschen Jugendinstituts, 2/18: 17.

Government Equality Office (2018): National LGBT Survey.

Meuser, Michael (2010): Gewalt im Geschlechterverhältnis, in: Aulenbacher, Brigitte/ Meuser, Michael/ Riegraf, Birgit (Hrsg.): Soziologische Geschlechterforschung. Eine Einführung, Wiesbaden: 105-124.

Schröttle, Monika/ Müller, Ursula (2004): Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Eine repräsentative Untersuchung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland. Zusammenfassung zentraler Studienergebnisse, Berlin

Podcast | Sexualisierter Gewalt an Hochschulen entgegentreten: Von der Theorie in die Praxis!

„Sexismus und sexuelle Gewalt waren und sind immer aktuell und – vielleicht vor allem – aufgrund der Hierarchien und der Abhängigkeitsverhältnisse an Universitäten.“

Mit diesen Worten eröffnete Katja Sabisch, Professorin für Gender Studies ihren Vortrag bei der Kick-Off-Veranstaltung der Kampagne Unser Campus, in dem sie die Relevanz der Thematik für Hochschulen demonstrierte.

 

Aber mal von vorn: Die Kick-Off-Veranstaltung

 

Am 05.11.18 ging Unser Campus an den Start! Mit dieser Kampagne stellen sich die Ruhr-Universität Bochum und das Akademische Förderungswerk (AKAFÖ) geschlossen gegen jede Form von sexualisierter Gewalt und Diskriminierung auf dem Campus.

Unser Campus ist ein ganzheitlicher sozialer Raum, in dem sich gesellschaftlichen Gegebenheiten widerspiegeln. Das bedeutet: auch die Universität als Institution ist nicht frei von gesellschaftlichen Machtverhältnissen und Missständen, die Diskriminierung, wie in unserem Beispiel in Form von Sexismus reproduzieren.

Aber die Ruhr-Uni Bochum tut was! Sie stellt sich dieser Herausforderung und erkennt ihre Verantwortlichkeit im Veränderungsprozess an. Sie hat zum Ziel, Strukturen zu implementieren, die zur Achtung der Grenzen Anderer und einem gewaltlosen Miteinander beitragen.

Kanzlerin Christina Reinhardt und Jörg Lüken, Geschäftsführer des AKAFÖ fanden in Ihren Grußworten deutliche Worte zum Umgang mit sexualisierter Belästigung und Gewalt auf dem Campus.

Jörg Lüken stellte die Bereicherung, die mit Diversität einhergeht heraus und betonte, die klare Haltung des AKAFÖ gegen Diskriminierung:

„Das AKAFÖ sorgt mit seinen Cafeterien und Mensen oder Kulturprogramm für zahlreiche Berührungspunkte der Menschen auf unserem Campus. Bei über 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus ca. 60 Nationen ist Diskriminierung auch intern ein Thema, dem sich das AKAFÖ vehement und entschlossen entgegenstellt. Diese Haltung wollen wir auch nach außen tragen“

Auch Christina Reinhardts persönlich gewählten Worte zeugten von Erfahrung und Verbundenheit mit der Thematik und unterstrichen so die Wichtigkeit der Kampagne:

„Ich habe mich schon während meines Studiums vor 30 Jahren mit dem Thema Gleichstellung auseinandergesetzt, damals hieß es Feminismus. Ich freue mich daher sehr, heute eine Präventionskampagne an der RUB zu eröffnen“.

 

Von der Richtlinie in die Praxis

 

„Wir wollen eine Kulturveränderung anstoßen, denn die Hochschule muss sich den Themen Sexismus und sexualisierte Gewalt stärker annehmen. Richtlinien müssen mit Leben gefüllt werden!“

In ihrem Vortrag resümiert Katja Sabisch, an deren Lehrstuhl die Kampagne durchgeführt wird, die aktuelle gesellschaftspolitische Lage: ein Sprechen über erlebten Sexismus oder sexualisierte Gewalt wird möglich(er) – und das auch an Unis. Die virtuelle Awareness-Kampagne #metoo ist eine „mutige und pointierte Demonstration von Solidarität von Betroffenen“ und hat das Ignorieren der erlebten und nun verbalisierten (Diskriminierungs-)Erfahrung so gut wie unmöglich gemacht. Nicht nur in der Filmindustrie, Politik oder Kulturbereich wird gegenwärtig über Grenzüberschreitungen und Gewalt gesprochen, sondern auch an Hochschulen. Bestandsaufnahmen, Handlungsorientierungen und Ziele sind von großer Bedeutung, müssen aber in die Praxis umgesetzt werden.

Den ganzen Vortrag als Podcast zum Nachhören findet ihr hier.

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Quelle | Zitate: AKAFÖ
Hinweis:
Nicht Erkenne die Grenze wurde für den German Design Award nominiert, sondern Spielraum e.V. Beide Seiten wurden jedoch von Mark Schwindt konzipiert und umgesetzt.

Das Konzept hinter der Kampagne

Unser Campus setzt ein klares Zeichen gegen sexualisierte Diskriminierung und Gewalt!

Die Kampagne ist bottom up entstanden und wir haben nach und nach Verbündeten gesucht. Alle Entscheider*innen an der Uni und dem AKAFÖ haben unmittelbar erkannt, welche Chance in der Kampagne liegt und uns unterstützt.

Mit der Kampagne wollen wir das Sicherheitsgefühl auf dem Campus verstärken. Um das zu erreichen, wollen wir die Identifikation mit der Universität erhöhen und ein schutzgebendes Gemeinschaftsgefühl befördern. Also keine einseitigen Warnungen und Verhaltensregeln für potentielle Opfer und Täter*innen, sondern der Versuch eine solidarische, respektvolle und sichere Atmosphäre zu schaffen, in der auch sensible Themen und strukturelle Schieflagen angesprochen werden.

Die Kampagne adressiert Studierende, so wie Mitarbeiter*innen, was sich künftig in dem unterschiedlichen Wording widerspiegeln wird.

Statt Ängste zu schüren und Student*innen und Mitarbeiter*innen als potentielle Opfer zu behandeln, soll ein allgemeines Bewusstsein für das Thema entstehen. Gleichzeitig erkennen potentielle Täter* innen in der Kampagne und den damit verbundenen Aktionen das Engagement und die Wachsamkeit der Universität.

Die Kampagne soll allen Universitätsangehörigen zeigen, dass der Campus ein sozialer Ort ist, in dem Angst, Missbrauch und Sexismus vorkommen können und das es einer gemeinsamen Anstrengung bedarf, diese Missstände abzubauen. Dazu muss auch klar sein: an wen kann ich mich wenden, wenn ich sexualisierte Gewalt erlebt habe? Welche Unterstützung bieten Universität und AKAFÖ Studierenden und Mitarbeiter*innen?

Wichtig ist uns: Die Ästhetik des Designs soll ansprechen, statt selbst Gewalt über Schockbilder zu perpetuieren. Und so geht es einerseits um das dunkle Parkhaus, aber auch um Parties und die verschiedenen Seiten des Campuslebens. Sexualisierte Diskriminierung wird also nicht isoliert und Opfer und Täter*in vereinzelt, sondern ein Ganzes repräsentiert. Unterschiede werden auch durch die Sichtbarmachung von Diversität deutlich. Diversität ist an der Universität nichts Neues, oft sieht man insbesondere internationale Studierende als Teil von Gruppenbildern und Darstellungen des Campuslebens. Wir versuchen viele Formen von Diversität zu berücksichtigen und diese Stimmen in unserer Arbeit einzubinden.

Ungeachtet ihrer Geschlechtsidentität oder der sexuellen Orientierung wird Studierenden und Mitarbeiter*innen die Subjektivität von Grenzen und potenziell übergriffigen Situationen dargelegt. Es wird ihnen auch vor Augen geführt, dass sie dazu beitragen können, unseren Campus als einen sicheren Campus zu gestalten – ohne dabei die Universität aus der Verantwortung zu entlassen.

 

Unser Campus startet!

Quelle: news.rub.de

Unser Campus ist eine Kampagne, die durch die Ruhr-Universität Bochum und das Akademische Förderungswerk (AKAFÖ) gemeinsam getragen und am Lehrstuhl von Prof. Dr. Katja Sabisch durchgeführt wird. Ziel ist es, sich jeder Form von sexualisierter Gewalt und Diskriminierung auf dem Campus entgegenzustellen.
Denn Sexismus und Gewalt gibt es auch an Universitäten. So stellte die Hochschulrektorenkonferenz im April dieses Jahres klar, dass gerade an Hochschulen eine besondere Verwundbarkeit besteht – sei es durch Anonymität, räumliche Begebenheiten oder durch Abhängigkeitsverhältnisse im Studium und der weiteren Qualifikationsphase.
Vor diesem Hintergrund soll die Kampagne Unser Campus ein schutzgebendes Gemeinschaftsgefühl befördern und so das Sicherheitsgefühl an der Ruhr-Universität erhöhen. Außerdem wird eine transparente Beratungsstruktur aufgebaut, die Betroffene unterstützt.

 

Wir laden euch herzlich zu unserer Kick-Off-Veranstaltung am 05. November 2018 von 11-12 Uhr im Tagungsraum 2 des Mensagebäudes ein.

 

Programm:
Grußworte
Dr. Christina Reinhardt (Kanzlerin der RUB)
Jörg Lüken (Geschäftsführer AKAFÖ)

Vortrag
Prof. Dr. Katja Sabisch (Professorin für Gender Studies)
Sexualisierte Gewalt an Hochschulen – (k)ein Thema?

Kampagnenvorstellung
Laura Chlebos (Wissenschaftliche Mitarbeiterin | Gender Studies)

 

05.11.2018 | 11-12 Uhr
Tagungsraum 2 des Mensagebäudes | Ruhr-Universität Bochum