Wusstest du, dass das unaufgeforderte Verschicken eines Dickpics eine Straftat ist?

Click here for the English Version.

Ist Dir das auch schon mal passiert? Du öffnest eine Dating-App, einen Whats-App-Chat oder Deine Insta-DMs und auf einmal wirst Du gegen Deinen Willen mit einem Dickpic konfrontiert?

Wusstest Du, dass das nicht nur unangenehm, sondern auch strafbar ist?

Dickpics sind unerwünschte, explizite Bilder von Penissen, die meistens über Social Media, Chats oder Dating-Apps und oft ohne die Einwilligung der Empfänger*in verschickt werden. Meistens sind es FINTA* und queere Personen, die mit unerwünschten Dickpics sexuell belästigt werden. Die unerwünschten Bilder können für die Betroffenen belastend sein, außerdem stressen sie und sind unangenehm.

Aber aufgepasst: Wer in Deutschland unaufgefordert Dickpics verschickt, kann sich wegen der Verbreitung pornographischer Inhalte sogar strafbar machen. Dickpics sind nämlich dann strafbar, wenn die Veröffentlichung gegen den Willen der betroffenen Person geschieht oder wenn Minderjährige involviert sind. Auch das Stalking-Gesetz kann gelten, wenn unerwünschte sexuelle Nachrichten wiederholt und gegen den Willen der Betroffenen verschickt werden. Außerdem hängen Dickpics eng mit sexualisierter Gewalt zusammen. Sie sind oft ein Ausdruck von Macht und Kontrolle und missachten die persönlichen Grenzen und das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung von Betroffenen.

In der Studie “I’ll Show You Mine so You’ll Show Me Yours: Motivations and Personality Variables in PhotographicExhibitionism” (Oswald, F. et al., 2020) wurde untersucht, weshalb Dickpics überhaupt versendet werden. Wissenschaftler*innen haben hierbei herausgefunden, dass Sender*innen von Dickpicks sich oft erhoffen, im Gegenzug als Antwort ebenfalls ein Nacktbild zu erhalten. Darüber hinaus haben sie festgestellt, dass Personen, die unaufgeforderte Dickpics verschicken eher selbstbezogen sind und einen feindseligeren Sexismus befürworteten als Personen, die keine Dickpics ohne Einwilligung versenden.

Auch an den Hochschulen in Deutschland werden Dickpics verschickt. Am Campus können sie besonders schlimme Folgen für die Betroffene haben, da die Täter*innen sich häufig im gleichen sozialen Umfeld bewegen. Psychisch kann das Ganze sehr belastend sein; Probleme reichen von Angst und Scham bis hin zu langfristigen Traumata. Es ist also wichtig über die rechtlichen Konsequenzen aufzuklären und Betroffene zu unterstützen, damit wir eine sichere und respektvolle Umgebung schaffen können. 

Deine Stimme und Dein Handeln können einen entscheidenden Unterschied machen, indem Du dich gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt aussprichst. Und auch wir an der Universität möchten unseren Beitrag dazu leisten, dass an unserem Campus eine Kultur des Konsens und des Respekts vorherrscht.

Mit der Awarenesskampagne UNSER CAMPUS – Gegen Sexismus an der RUB!   setzen sich die RUB und das AKAFÖ für die Aufklärung und die Sensibilisierung von Studierenden und Beschäftigen zum Thema Sexismus im Hochschulkontext ein. Schau doch mal bei unseren anderen Beiträgen vorbei oder folge uns auf Instagram unter @antidiskriminierungsstelle_rub.

Was kannst Du machen, wenn Du ein unerwünschtes Dickpic erhalten hast?

1. Erstelle ein Screenshot von dem Dickpic und speichere es ab.

2. Blockiere die Person, die dir das Foto geschickt.

3. Melde den Sender, falls dir das Foto über Social-Media geschickt wurde.

4. Beziehe eine Person deines Vertrauens ein, damit du nicht allein mit der Situation bist

5. über das Tool Dickstinction von Hate Aid kannst du schnell und unkompliziert eine Strafanzeige erstellen, die die Ermittlungsbehörden zur Strafverfolgung zwingt.

6. Erstatte Strafanzeige.

Beratungs- und Unterstützungsangebote bei digitaler Gewalt:

„Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch“ – Anrufen – auch im Zweifelsfall!

Das Hilfe-Telefon berät anonym, kostenfrei und mehrsprachig. Nicht besetzt an bundesweiten Feiertagen und am 24. und 31. Dezember. Du kannst dich auch online beraten lassen.

Telefonnummer: 0800 22 55 530

Telefonzeiten:

Mo., Mi., Fr.: 9.00 bis 14.00 Uhr

Di, Do: 15.00 bis 20.00 Uhr

Hate-Aid

Hate-Aid bietet Beratung und rechtliche Unterstützung bei digitaler Gewalt an

Telefonnummer: 030 / 252 088 38

Sprechzeiten: Mo 10 – 13 Uhr | Di 15 – 18 Uhr | Do 16 – 19 Uhr

Kontakt ist über das Meldeformular oder das Kontaktformular möglich.

Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“

Telefonnummer: 08000 116 016 oder 116 016

Rund um die Uhr erreichbar, kostenlos und anonym. Außerdem kannst du dich auch im Chat oder per E-Mail beraten lassen. Es gibt auch die Möglichkeit sich in Gebärdensprache oder in leichter Sprache beraten zu lassen.

Tipps zum Thema „Safer-Sexting“ findest Du bei ZEBRA, einer Beratungsplattform zu allen digitalen Themen. ZEBRA ist ein komplett kostenfreies Angebot, welches von der Landesanstalt für Medien NRW getragen wird.

Quellen und weiterführende Literatur:

Alexandra S. Marcotte, Amanda N. Gesselman, Helen E. Fisher & Justin R. Garcia (2021) Women’s and Men’s Reactions to Receiving Unsolicited Genital Images from Men, The Journal of Sex Research, 58:4, 512-521.

Amelia E. Evans, Joseph M. Currin, Sheila Garos, Alyssa Stokes, Kassidy Cox & Cody L. Meyer (2022) ‘Wasn’t This Already Considered Sexual Harassment?’: Exploring the Confusion Around the Law Mandating Consent to Receive a Nude Sext Message, American Journal of Sexuality Education, 17:3, 343-367.

Chris Köver (2020), Dickpics: Anzeige in fünf Minuten: https://netzpolitik.org/2020/dickpics-anzeige-in-fuenf-minuten/, zuletzt aufgerufen am 02.10.2023.

Flora Oswald, Alex Lopes, Kaylee Skoda, Cassandra L. Hesse & Cory L. Pedersen (2020) I’ll Show You Mine so You’ll Show Me Yours: Motivations and Personality Variables in Photographic Exhibitionism, The Journal of Sex Research, 57:5, 597-609.

HateAid (2016), Dickpics sind strafbar – wehr dich dagegen!: https://hateaid.org/dickpics-sind-strafbar-wehr-dich-dagegen/, zuletzt aufgerufen am 02.10.2023.

Lea Römer (2023), „Wehr Dich gegen Dickpics!“:https://www.juuuport.de/magazin/news/aktuelle-meldungen/newsdetail/wehr-dich-gegen-dickpics, zuletzt aufgerufen am 02.10.2023.

Matthew Smith (2018), Four in ten female millennials have been sent an unsolicited penis photo: https://yougov.co.uk/topics/politics/articles-reports/2018/02/16/four-ten-female-millennials-been-sent-dick-pic, zuletzt aufgerufen am 02.10.2023.

pbe/dpa (2020), Instagram, Facebook und Co. Mädchen fordern Hilfe gegen Belästigung im Netz: https://www.spiegel.de/netzwelt/web/instagram-facebook-and-co-maedchen-fordern-hilfe-gegen-belaestigung-im-netz-a-df00d7cc-8970-475a-8120-9e021fc00654, zuletzt aufgerufen am 02.10.2023.

Samira El Ouassil (2020), Penisbild-Verschicker, Diese Geschichte wird immer größer: https://www.spiegel.de/kultur/dick-pics-warum-verschicken-maenner-penisbilder-a-32f16306-ef91-489a-96a7-142364cef77f, zuletzt aufgerufen am 02.10.2023.