Machtgefälle und -strukturen in Universitäten, die Anonymität auf dem Campus und zugleich die Situation, dass man im Semester oft mit den denselben Menschen wöchentlich in Vorlesungen und Seminaren sitzt, bietet einen potenziellen Nährboden für Stalking.
Aber was genau versteht man eigentlich unter Stalking?
In der Antidiskriminierungsrichtlinie der Ruhr-Universität Bochum wird Stalking so definiert:
„Stalking bezeichnet das beabsichtigte und wiederholte Verfolgen, Nachstellen, Belästigen einer Person, so dass ihre Lebensgestaltung schwerwiegend beeinträcnträchtigt oder sogar ihre Sicherheit bedroht wird. Stalking kann sich in vielfältigen Erscheinungsformen zeigen. (…) Stalking kann auf unterschiedliche Art und Weise ausgeübt werden, z.B. durch:
- Telefonanrufe, SMS, Kontaktaufnahme über Messenger-Dienste und/oder Social Media, Nachrichten auf dem Anrufbeantworter, E-Mails – zu allen Tages- und Nachtzeiten,
- „Liebesbezeugungen“ wie Liebesbriefe, Blumen, Geschenke,
- Bestellungen von Warensendungen im Namen des Opfers,
- Anwesenheit sowie das Verfolgen und Auflauern, zum Beispiel vor der Wohnung, dem Studien- und Arbeitsplatz,
- Falschbeschuldigungen, insbesondere gegenüber hierarchisch höhergestellten Dritten, zum Beispiel gegenüber Arbeitgeber*innen,
- Ausfragen des Bekanntenkreises,
- Sachbeschädigungen,
- Beleidigungen und Verleumdungen,
- Bedrohungen und Nötigungen.“ [1]
Generell ist es nicht vom Geschlecht abhängig, wer zur Stalker*in wird. Die oben erwähnte repräsentative Studie zeigt allerdings, dass die in der Studie erfassten Stalker*innen zu 87% männlich und zu 13% weiblich waren. Zum größten Teil handelte es sich in den erfassten Fällen um Ex-Partner*innen von Betroffenen (39,6%) oder Menschen aus dem Bekanntenkreis (20.6%).
Stalker*innen wollen durch das Stalken und Eindringen in die privatesten Sphären der Betroffenen Aufmerksamkeit erlangen und Kontrolle ausüben. Eifersucht, Machtstreben oder Rache können weitere Gründe für Stalking sein. [2]
Stalking kann bei Betroffenen auch direkte gesundheitliche Auswirkungen haben. Eine 2018 veröffentlichte Studie zum Thema Stalking des Zentralinstitutes für seelische Gesundheit in Mannheim zeigt, dass bei Betroffenen Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Schlafstörungen, innere Unruhe, Angst, Panikattacken und Depressionen aufgetreten sind. Jeweils 41,7% der Befragten gaben außerdem an, Wut und Aggressionen sowie ein generelles Misstrauen entwickelt zu haben. [3]
Seit 2007 gilt Stalking außerdem unter der juristischen Bezeichnung „Nachstellung“ als Straftatbestand (§238 StGB). [4]
UNSER CAMPUS möchte über Stalking aufklären und Anlaufstellen für Betroffene sichtbarer machen. Solltest du von Stalking betroffen sein, findest du bei folgenden Anlauf- und Beratungsstellen Hilfe:
An der RUB:
- Die Antidiskriminierungsstelle
Bei was wird beraten?
Die Antidiskriminierungsstelle der RUB ist zentrale Beratungs-, Vermittlungs- und Informationsstelle für Studierende, Mitarbeitende und andere Angehörige der Universität, die Diskriminierung erleben, beobachten und Fragen oder Unterstützungsbedarf zum Thema haben.
In welchen Sprachen wird beraten?
Deutsch und Englisch
Terminabsprache
Ab 2024 gibt es regelmäßige Sprechstunden. Diese finden jeden Mittwoch von 10:00 bis 12:00 Uhr statt.
Anmeldungen bitte vorab unter: antidiskriminierung@rub.de
- Das zentrale Gleichstellungsbüro
Bei was wird beraten?
Das Gleichstellungsbüro und die Zentrale Gleichstellungsbeauftrage sind die Ansprechpartner*innen an der RUB für alle Themen rund um Gleichstellung und Chancengleichheit. Auch bei Diskriminierungserfahrungen aufgrund der sexuellen Identität und des Geschlecht ist das Gleichstellungsbüro die beratende Anlaufstelle.
In welchen Sprachen wird beraten?
Deutsch & Englisch
Terminabsprache
Individuelle Terminvereinbarung per Mail. Weitere Infos dazu hier. Eine Beratung per Zoom ist ebenfalls möglich!
Generell:
- Der Weiße Ring und die No-Stalk-App
Der Weiße Ring bietet Beratung und Hilfe für Opfer von Kriminalität und sexualisierter und häuslicher Gewalt und Stalking an. Auf Anfrage ist auch eine mehrsprachige Beratung möglich.
Der Weiße Ring ist täglich von 7 bis 22 Uhr anonym, bundesweit und kostenfrei unter 116006 telefonisch erreichbar.
Die Bochumer Außenstelle ist telefonisch unter 0234 413398 und per Mail unter bochum@mail.weisser-ring.de zu erreichen.
Die NO STALK App vom Weißen Ring dient zur Dokumentation von Stalking-Vorfällen. Mit den Daten hat man bei der Polizei direkt Beweise zur Hand. Die dauerhafte Verfügbarkeit der App animiert außerdem dazu,jeden Vorfall festzuhalten. Die App ist auf Deutsch im Apple und Google Playstore erhältlich.
Hier findet ihr ein Erklärvideo zur App und hier weiterführende Informationen zum Thema Selbsthilfe.
Bei Fragen könnt ihr euch unter nostalk@weisser-ring.de melden.
- Das Hilfetelefon
Unter der Nummer 08000 116 016 erreicht ihr rund um die Uhr Mitarbeiter*innen des Hilfetelefons für Frauen. Alle Informationen werden vertraulich behandelt.
Auch eine Chatfunktion sowie Beratung in 17 verschiedenen Sprachen (u.a. Gebärdensprache, Englisch, Türkisch, Russisch, Französisch und Spanisch) werden angeboten.
- Beratungsstelle „STOP-STALKING“ (bietet auch Beratung für Stalker*innen)
Die Beratungsstelle „STOP-STALKING“ bietet Informationen für Betroffene von Stalking sowie für Stalker*innen. Die Beratungsstelle arbeitet mit einem anonymisierten Online-Chat-Tool.
Quellen:
[1] Antidiskriminierungsrichtlinie der Ruhr-Universität Bochum, 2023.
[2] Was tun bei Stalking? Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen (abgerufen am 21.10.2024)
[3] Dreßing, Prof. Dr. Harald u.a.: Stalking-Studie 2018, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim (abgerufen am 22.10.2024
[4] Ein unfaires Verhalten – Stalking an der Universität – BSZ (abgerufen am 21.10.2024) / Stalking — Humboldt-Universität zu Berlin (abgerufen am 21.10.2024)