Psychologische Studienberatung an der RUB – Eine wichtige Anlaufstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt


Krisen, Prüfungsangst, Unsicherheits- und Unzulänglichkeitsgefühle oder aber mangelndes Zeitmanagement sind Probleme, mit denen sich viele Studierende im Laufe ihres Studiums konfrontiert sehen. Diese können auf Dauer zu einer hohen Belastung führen. Die psychologische Studienberatung der RUB ist eine wichtige Anlaufstelle für Studierende, die sich solchen Herausforderungen stellen müssen. Sie hilft ihnen dabei, sich mit solchen Erfahrungen nicht allein, „unnormal“ oder minderwertig zu fühlen und darüber hinaus gemeinsam einen Lösungsweg zu erarbeiten.

Zahlreiche Angebote, die Einzelberatung und Gruppencoachings umfassen, themenspezifisch oder allgemein angelegt sind, bieten eine Möglichkeit, sich passgenaue Hilfe zu suchen. Anders als der Name „Studienberatung“ es vermuten lässt, stehen die Türen jedoch auch für Personen mit Problemen offen, deren Ursachen nicht studienbezogen sind, die aber dennoch eine schwere Belastung für sie darstellen. Dazu können u. a. Depressionen, Ängste, Zwangserkrankungen, allgemeine Unzulänglichkeitsgefühle, Diskriminierung z. B. aufgrund von Sexualität oder Geschlechtsidentität oder aber auch se-xualisierte Gewalt und Belästigung gehören. Studierende, die ihr Anliegen vorzugsweise nur gegenüber einer Psychologin äußern möchten, können dies bei Ihrer Anmeldung (über E-Mail (psychberatung@rub.de) oder im Sekretariat) angeben. In schweren Fällen kann ein Termin auch sehr zeitnah vereinbart werden. Für diejenigen, die nach Gleichgesinnten suchen, bieten die Gruppencoachings einen sicheren Raum für Austausch und Unterstützung. Prüfungsangst im Allgemeinen oder Angst vor mündlichen Prüfungen im Besonderen, Torschlusspanik kurz vor Beendung des Studiums, aber auch Motivationsschwäche und Selbstunsicherheit sind Themen, denen sich hier gestellt wird.

 

© rub.de

 

Sexualisierte Gewalt: Auch auf unserem Campus?

Fragt man Ranja Kaiser, nach ihren Erfahrungen mit Betroffenen von sexualisierter Gewalt und Belästigung und der Häufigkeit von solchen Fällen in der psychologischen Beratung, könnte man auf die Idee kommen, dass es sich um ein am Campus selten auftretendes Problem handelt. Dabei lässt man aber schnell außer Acht, dass es viele Betroffene gibt, die ihre Erlebnisse nicht mit Dritten teilen – sei es aus Gründen der Scham oder aber aufgrund eines mangelnden Bewusstseins darüber, dass es sich bei dem erlebten Übergriff wirklich um sexualisierte Belästigung oder Gewalt handelt. Gedanken, dass das Widerfahrene doch eigentlich ganz „normal“ ist, „dass Männer ja so sind“, spielen dabei eine große Rolle. Dies ist ein Resultat von verharmlosenden und sexistischen Bildern und Vorstellungen, die auch heute noch präsent sind.

 

Psychologische Beratung steht allen offen

Ranja Kaiser ist es wichtig zu betonen, dass alle Betroffenen von sexualisierter Gewalt und Belästigung, sei sie am Campus oder woanders vorgefallen, jederzeit Unterstützung bei der psychologischen Studienberatung finden können. Durch die hohe Sensibilisierung der Mitarbeiter*innen werden Befürchtungen eines unzureichenden Verständnisses gegenüber der besonderen Lage der Betroffenen ausgeräumt. Egal, ob es die Angst vor dem Heimweg über den Campus, das Bedürfnis nach einer Unterstützung bei der Entscheidung für bzw. gegen eine Anzeige ist oder der Wunsch danach, wieder Boden unter den Füßen zu gewinnen – eine Beratung steht allen offen. Und selbst in schwierigen Fällen sind sie geeignete Ansprechpartner*innen, um weitere Optionen und Schritte zu besprechen und die Betroffenen über andere unterstützende Anlaufstellen, wie z. B. eine Beratungsstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt, zu informieren.

 

Und was bietet die RUB zum Schutz vor sexualisierter Diskriminierung und Gewalt?

Eine wichtige Rolle spielen in diesem Zusammenhang aber auch Präventionsmaßnahmen, sagt Ranja Kaiser. Auch hier muss keine lange Suche nach geeigneten Anlaufstellen erfolgen, denn die RUB hält ein breites Angebot bereit. Dazu gehört z. B. der im regelmäßigen Turnus stattfindende Workshop Selbstsicherheit für Studentinnen, bei dem eine Polizeikommissarin der Polizei Bochum Studentinnen (der Workshop richtet sich an alle sich als weiblich definierenden Personen und non-binary) Strategien und Techniken handreicht, die zu mehr Selbstsicherheit führen und sexualisierter Gewalt entgegenwirken sollen. Die Anwesenheit einer Psychologin der psychologischen Studienberatung sorgt bei diesem Workshop für eine ganzheitliche Unterstützung. Dieser Workshop ist vor allem gewaltvorbeugend angelegt, den Teilnehmerinnen ist dennoch die Möglichkeit geboten, bei Bedarf psychologische Unterstützung zu erhalten. Zudem gibt es einen Workshop für Zivilcourage, der von allen Studierenden besucht werden kann. Auch der Hochschulsport bietet in jedem Semester Kurse zur Selbstbehauptung und -verteidigung für Frauen an, die gezielt physische wie auch psychische Gewalt anvisieren und dabei Selbstbehauptungs- und Schutztechniken aufzeigen. Ranja Kaiser sieht in solchen Maßnahmen einen wichtigen Grundpfeiler, das strukturelle Problem der sexualisierten Gewalt an der Wurzel zu packen und noch vor Entstehung zu verhindern. Diese Einsicht hat sie im Wintersemester 2019/2020 auch zu der Entwicklung eines Workshops Gelassen und sicher im Studium bewegt, mit dem sie Studentinnen ermutigen und bestärken will, sich im Studienalltag zu behaupten, ein gesundes Selbstbewusstsein für ihre eigenen Fähigkeiten und ein Gefühl für ihre persönlichen Grenzen zu entwickeln. All diese Maßnahmen begründen wichtige Schritte in Richtung der Abschaffung einer noch immer bestehenden Vergewaltigungskultur (rape culture), die sexualisierte Belästigung wie auch Gewalt verharmlost und Betroffene für die Taten selbst verantwortlich macht. Jedoch bedarf es für dieses Ziel weiterer Schritte, die nicht allein Frauen – also die am häufigsten betroffene Gruppe – adressiert, sondern, die sich gezielt an die (potentiell) Ausübenden sexualisierter Gewalt richtet.

 

Psychologische Studienberatung
Service Center (SSC) | Etage 1 | Raum 105
0234/32-23865
psychberatung@rub.de

Ab Februar findet die offene Sprechstunde an jedem 1. Mittwoch im Monat von 14 bis 16 Uhr im SSC 1, 1. Etage links, Raum 125 statt. Diese Sprechstunde ist barrierefrei zugänglich. An jedem anderen Mittwoch findet diese Sprechstunde in der Oase statt. Ab dem Sommer-semester 2020 findet die offene Sprechstunde neben dem 1. Mittwoch im Monat an allen anderen Freitagen von 10 – 12 Uhr in der Oase statt.

 

Artikel: Lena Spickermann
Der Artikel basiert auf einem Interview, das Laura Chlebos mit Ranja Kaiser, Teamleiterin der psychologischen Studienberatung, geführt hat.

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