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Benachteiligung und Diskriminierung in Bildungseinrichtungen
Während Bildungseinrichtungen Orte sein sollten, an denen Chancengleichheit und Vielfalt gefördert werden, existieren nach wie vor Strukturen und Einstellungen, die die Benachteiligung und Diskriminierung von Gruppen und Einzelpersonen an der Uni begünstigen. Einige der häufigsten Formen von Diskriminierung sind: Sexismus, Rassismus, Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung, Ableismus, Klassismus, Diskriminierung aufgrund der Religionszugehörigkeit, Altersdiskriminierung und Queerfeindlichkeit. Die Aufzählung ist keinesfalls vollständig, sie soll lediglich verdeutlichen, dass Menschen auf Grund von verschiedensten Identitätsmerkmalen Diskriminierung im Hochschulkontext erfahren (können).
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Merkmale oft miteinander verknüpft sind und zu Mehrfachdiskriminierung von Gruppen und Personen führen können (das Konzept der „Intersektionalität“ analysiert, wie sich verschiedene Diskriminierungsformen miteinander verknüpfen und auswirken).
Diskriminierungserfahrungen an der RUB
In der Studie „Diskriminierungserfahrungen an der RUB“ (2023) gaben 14,69% der befragten Studierenden an, in gewisser Regelmäßigkeit Diskriminierung an der RUB zu erfahren. Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, rassistische Diskriminierung und Diskriminierung aufgrund des Bildungshintergrundes der Eltern wurden am häufigsten benannt (S. 6). Die Studie verdeutlicht außerdem, dass sich Diskriminierungserfahrungen der Studierenden signifikant auf die Leistungsfähigkeit, Lebenszufriedenheit und die Zufriedenheit mit dem Studium auswirken (S. 11). Universitäten sollten sich bemühen, eine inklusive und diskriminierungsarme Umgebung zu schaffen, in der alle Mitglieder der Gemeinschaft gleiche Chancen haben. Mit der Antidiskriminierungsrichtlinie und der Einrichtung der campusweiten Antidiskriminierungsstelle setzt die RUB sich aktiv dafür ein, eine hochschulweite Netiquette, transparente Verfahrensprozesse, sowie Unterstützungsstrukturen für Betroffene zu schaffen.
Sexismus und sexualisierte Gewalt in Hochschulen
Viele Hochschulen stehen vor großen Herausforderungen, wenn es um die Bewältigung und Prävention von Sexismus und sexualisierter Gewalt geht. Diese Phänomene sind tief in den Strukturen von Bildungseinrichtungen verwurzelt und werden durch verschiedene Faktoren verstärkt, wie z.B. fehlende gleichstellungspolitische Maßnahmen, einen Mangel an Richtlinien und Initiativen zur Förderung der Geschlechtergleichstellung und ausgeprägte Hierarchien, bei denen Professor*innen, Dozent*innen und Mitarbeitende eine dominante Machtposition gegenüber den Studierenden einnehmen. Dieses Ungleichgewicht kann von einigen Personen ausgenutzt werden, um sexualisierte Gewalt auszuüben. Die Angst vor möglichen negativen Konsequenzen für die wissenschaftliche Karriere und das Wissen um die Abhängigkeit von den Personen in Machtpositionen, führt dazu, dass viele Fälle von sexualisierter Gewalt ungemeldet bleiben.
Die Diskriminierung von FINTA*-Personen im Hochschulkontext zeigt sich u.a. durch Phänomene wie den Gender Pay Gap, die Unterrepräsentation von Frauen in höheren akademischen Positionen wie Professuren und Führungspositionen, weniger Forschungsmöglichkeiten, ungerechte Auswahlverfahren, unangemessenen sexistischem Verhalten, Mikroaggressionen und Vorurteile.
Um Sexismus und sexualisierte Gewalt an Universitäten effektiv zu bekämpfen, ist eine umfassende und strukturierte Herangehensweise erforderlich, die die institutionellen Strukturen und kulturellen Normen überdenkt und sicherstellt, dass alle Mitglieder der Universitätsgemeinschaft respektiert und geschützt werden. Für eine systematische Prävention sexistischer Diskriminierung und sexualisierter Gewalt, braucht es Gleichstellungsprogramme, die FINTA* und anderen marginalisierten Gruppen den Zugang zu akademischen Positionen erleichtern, Sensibilisierungsmaßnahmen und Schulungen die dabei helfen, sexistisches Verhalten zu erkennen und zu reduzieren und die Förderung von Forscherinnen, sowie die Schaffung von Netzwerken. Sehr wichtig ist es außerdem, dass Hochschulen eine klare institutionelle Verantwortung bei sexualisierter Gewalt übernehmen und umfassende Unterstützungsstrukturen für Betroffene schaffen. Es erfordert nicht nur politische Maßnahmen und Ressourcen, sondern auch eine Veränderung der Campuskultur, um eine Umgebung zu schaffen, in der Sexismus und sexuelle Gewalt keinen Platz haben.
UNSER CAMPUS – eine Kampagne gegen Sexismus an der RUB!
Die RUB und das AKAFÖ fördern mit dem Projekt UNSER CAMPUS – Eine Kampagne gegen Sexismus an der RUB! genau diese Veränderung der Campuskultur. UNSER CAMPUS möchte alle RUB-Angehörigen für Sexismus und sexualisierte Gewalt im Hochschulkontext sensibilisieren und gleichzeitig ein allgemein stärkeres Verantwortungsgefühl für einen diskriminierungsfreien Campus vorantreiben. Außerdem möchte das Projekt praktische Handlungskompetenzen im Hochschulalltag (weiter-)entwickeln und wichtige Anlauf – und Beratungsstellen auf dem Campus und außerhalb bekannter machen.
Unsere neue Awareness-Kampagne adressiert alle Hochschulangehörigen und möchte diese analog und digital über Sexismus und sexualisierte Gewalt im Hochschulkontext informieren, Ursachen und Folgen von Sexismus erklären und Menschen dazu anregen, eigene Einstellungen und Verhaltensweisen zu hinterfragen und solidarisch mit Betroffenen zu sein.
Neugierig geworden?
Folge uns auf Instagram unter @antidiskriminierungstelle_rub und besuche unseren Blog, um keine Neuigkeiten und Aktionen zu verpassen! Auch über Anfragen für Kooperationen und Workshops freuen wir uns sehr.
Du hast selbst Diskriminierung an der RUB erfahren oder beobachtet? Dann kannst Du dich jederzeit an folgende Anlaufstellen wenden:
Wenn bei Dir auf dem Campus eine akute Gefahrensituation besteht oder Du dich unwohl oder unsicher fühlst, dann kannst du die Leitwarte der RUB jederzeit unter dieser Nummer erreichen: 0234/3223333.
Die Antidiskriminierungsstelle der RUB bietet vertrauliche und parteiliche Einzelberatungsgespräche zu allen Formen von Diskriminierung für alle Angehörigen der Ruhr-Universität an. Oder schreib gerne direkt unter antidiskriminierung@rub.de
Du bist FINTA*?
Dann kannst Du die Gleichstellungsstelle der RUB oder die Gleichstellungsbeauftragten in Deiner Fakultät kontaktieren. Sie beraten komplett vertraulich. Eine Liste findest Du hier. Oder schreib einfach direkt an gleichstellung@rub.de
Das autonome queerfeministische Referat bietet regelmäßig Veranstaltungen und Beratung zu dem Thema. Außerdem kannst Du dich dort mit anderen FINTA* am Campus vernetzen.
E-Mail: aqfr@rub.de
Instagram: @queerfeministischesreferatrub
Du bist queer?
Die Initiative Queer an der Rub bietet Möglichkeiten des Austauschs und sammelt alle wichtigen Informationen für queere Universitätsangehörige.
Das autonome Schwulen* Referat ist die zentrale Anlaufstelle für Schwule*-Studierende. Mehr Informationen findest Du hier:
Kontakt: schwulenreferat@rub.de
In Bochum
Wildwasser e.V. ist eine Beratungsstelle für Opfer sexualisierter Gewalt und für Präventionsarbeit in Bochum. Sie beraten und begleiten Betroffene.
Rosa Strippe e.V. ist die Anlaufstelle für LGBTQIA+-Personen in Bochum. Unter anderem bietet der Verein die Möglichkeit Gewaltfälle direkt bei Ihnen online zu melden. Mehr Informationen hier.
Deutschlandweit
Das Hilfetelefon “Gewalt gegen Frauen” bietet Deutschlandweit unter der Nummer 08000 116 016 und per Online-Beratung vertraulich und kostenfrei Hilfe und Unterstützung an 365 Tagen, rund um die Uhr, anonym, mehrsprachig und barrierefrei an.
Männer* können gleichermaßen Unterstützung und Beratung erhalten unter der Nummer 0800 123 9900 beim Hilfetelefon “Gewalt an Männern“.
Quellen und weiterführende Literatur:
Alves, H., Woitzel, J., , Fereidooni, K., Sabisch, K. ,& Karle, I. (2023): Studie zu Diskriminierungserfahrungen unter Studierenden der Ruhr-Universität Bochum. https://doi.org/10.13154/294-10183 https://news.rub.de/sites/default/files/diskriminierungserfahrungen_unter_studierenden.pdf (zuletzt abgerufen am 09.10.23)
Antidiskriminierungsrichtlinie der Ruhr-Universität Bochum, 2023. https://uni.ruhr-uni-bochum.de/de/antidiskriminierungsrichtlinie-der-ruhr-universitaet-bochum
Diehl, C., Hunkler, C., & Kristen, C. (Hrsg.) (2016): Ethnische Ungleichheiten im Bildungsverlauf: Mechanismen, Befunde, Debatten. Wiesbaden: Springer VS.
Heublein, U., Ebert, J., Hutzsch, C., Isleib, S., König, R., Richter, J., & Woisch, A. (2017): Zwischen Studienerwartungen und Studienwirklichkeit: Ursachen des Studienabbruchs, beruflicher Verbleib der Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher und Entwicklung der Studienabbruchquote an deutschen Hochschulen. (Forum Hochschule 1/2017). Hannover: DZHW.
Hillmert, S., & Jacob, M. (2010): Selections and social selectivity on the academic track: A life-course analysis of educational attainment in Germany. Research in Social Stratification and Mobility, 28(1), 59-76. https://doi. org/10.1016/j.rssm.2009.12.006
Mense, L., Mauer, H., Herrmann, J. (Hrsg.) (2022): Sexualisierter Belästigung, Gewalt und Machtmissbrauch entgegenwirken. Handreichung. Studien Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW Nr. 37.
Pantelmann, H., Blackmore, S. (Hrsg.) (2023): Sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt im Hochschulkontext. Herausforderungen, Umgangsweisen und Prävention. Wiesbaden: Springer Gabler. https://doi.org/10.1007/978-3-658-40467-3 https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-40467-3
Williams, T. R. (2005): Exploring the impact of study abroad on students’ intercultural communication skills: Adaptability and sensitivity. Journal of Studies in International Education, 9(4), 356-371. https://doi. org/10.1177%2F1028315305277681
Zimmer, L. M., Lörz, M., & Marczuk, A. (2021): Studieren in Zeiten der Corona-Pandemie: Vulnerable Studierendengruppen im Fokus. Zum Stressempfinden vulnerabler Studierendengruppen. (DZHW Brief 02/2021). Hannover: DZHW. https://doi.org/10.34878/2021.02. dzhw_brief