Heute ist der Internationale Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen. Dieser Aktions- und Gedenktag hat eine über 60-jährige Geschichte:
Im Jahr 1960 werden am 25.11. die Hermanas Maribal ermordet. Sie hatten sich in der Bewegung ’14. Juni‘ gegen das herrschende, diktatorische Regime engagiert. Vorher wurden sie bereits mehrfach verhaftet. Der Auftragsmord geschah auf dem Rückweg von einem Gefängnisbesuch bei ihren Ehemännern.
Im Jahr 1981 rufen lateinamerikanische und karibische Feminist*innen den ‚Dia Internacional de la No Violencia Contra la Mujer‘ aus.
Im Jahr 1999 wird der Gedenk- und Aktionstag offiziell von der UN aufgegriffen. Die Farbe Orange steht dabei für eine Zukunft ohne Gewalt an Frauen.
Seitdem finden jedes Jahr viele Veranstaltungen & Aktionen rund um den 25. November statt! In vielen Städten werden beispielsweise bekannte und öffentliche Gebäude Orange angestrahlt.
Deutlich wird, dass insbesondere Personen, die Mehrfachdiskriminierung erleben, auch ein höheres Risiko haben, von Gewalt betroffen zu sein.
🔸 Jede 3. Frau in Deutschland ist mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen.
🔸 81% der Betroffenen von Partnerschaftsgewalt sind Frauen
🔸 139 Frauen wurden 2020 durch Partnerschaftsgewalt getötet
🔸 2-3x häufiger haben Frauen mit Behinderung in ihrer Kindheit und Jugend sexualisierte Gewalt erfahren, im Vergleich zu Frauen ohne Behinderung.
🔸 782 Straftaten von Hasskriminalität gegen queere Personen – darunter 154 Gewalttaten mit 144 Körperverletzungen – wurden laut Bundesinnenministerium 2020 bundesweit registriert. 36% mehr als im Vorjahr.
Gewalt ist ein komplexes Phänomen. Gewalt ist vieldeutig und vielschichtig.
Was genau mit Gewalt gemeint ist, darüber streiten sich selbst die Expert*innen. Insbesondere feministische Gewaltforscher*innen und später Geschlechterforscher*innen kritisieren aber, dass ein zu enger Gewaltbegriff, der nur körperliche Handlungen als Gewalt zählt, die vielen unterschiedlichen Formen von Gewalt, die mehrheitlich Frauen treffen, unsichtbar macht.
Ein Gewaltbegriff der neben direkter körperlicher und psychischer Gewalt auch strukturelle Gewalt einbezieht, ermöglicht zudem die Analyse des Kontextes, in dem Gewalt ausgeübt wird. Er legt geschlechtsspezifische Machtverhältnisse offen.
Gewalthandlungen bei denen das angenommene Geschlecht der betroffenen Person und in der Regel des Täters eine Rolle spielen, werden auch als geschlechtsspezifische Gewalt bezeichnet. Darunter fallen z.B. sexualisierte Übergriffe, Vergewaltigung, häusliche Gewalt oder Stalking.
Nach einer Fokussierung auf weibliche Opfer und männliche Täter fand innerhalb der Gewaltforschung eine Öffnung statt. In einer mehrdimensionalen Perspektive werden sowohl Frauen als Täterinnen und Männer als Betroffene in den Blick genommen, sowie Gewalt unter Männer, gegen Mitglieder der LGBTIQA-Community oder in homosexuellen und queeren Beziehungen.
Eine zusätzliche Erweiterung stellt die Forderung nach einem intersektionellen Gewaltbegriff dar – also nach einem Analyserahmen, der neben Geschlecht weitere Diskriminierungsformen berücksichtigt.