Jemand erzählt dir, dass er*sie einen sexualisierten Übergriff erlebt hat

Bleib‘ ruhig

Wenn dir jemand erzählt, dass er*sie sexualisierte Gewalt erlebt hat, wird dich das wahrscheinlich schockieren. Vielleicht macht es dich traurig oder wütend oder alles zusammen, aber wichtig ist, dass du versuchst, in der Situation einen kühlen Kopf zu bewahren, für die Person da zu sein und auf ihre Bedürfnisse zu achten. Sie benötigt jetzt deine Unterstützung.

Hör‘ zu

Die Person erzählt dir von ihrer Erfahrung, weil sie dir vertraut. Wenn du ihr zuhörst, wird sie sich weniger alleine fühlen. Außerdem hilft das Erzählen der Person dabei, sich besser an das Geschehene zu erinnern und zu verarbeiten. Also versuche, dich in dieser Situation zurückzunehmen und nur dann deine Einschätzung zu geben, wenn du explizit danach gefragt wirst.

Glaube der Person

Über sexualisierte Gewalt zu sprechen, fällt nicht leicht und setzt in der Regel ein Vertrauensverhältnis voraus. Also glaub‘ der Person ihre Geschichte und stelle sie nicht in Frage.

Aus dem Grund solltest du auf Fragen wie „Aber warum hast du auch diesen Weg genommen?“ oder „Warum bist du mit jemandem mitgegangen, den du kaum kennst?“ verzichten. Stattdessen kannst du der Person sagen, dass du ihr glaubst und dich für ihr Vertrauen bedanken.

Falls sie die Schuld für den Übergriff bei sich sucht, solltest du ihr bewusstmachen, dass es keine Rechtfertigung für das Überschreiten ihrer Grenzen geben kann und deshalb auch nur die Person Schuld trägt, die übergriffig geworden ist. So hilfst du ihr dabei, der eigenen Wahrnehmung wieder mehr zu trauen.

 

Frag‘ nach, wie du helfen kannst

Frag‘ die Person, wie du ihr am besten helfen kannst. Manchmal möchte sie in dem Moment nichts weiter, als dass du ihm* ihr ein offenes Ohr schenkst. Auch Mitleid oder ein Wutanfall à la „Ich könnte ihn umbringen“ helfen der Person in ihrer Situation meist nicht weiter.

Wenn du dich mit dem Erzählten überfordert fühlst oder nicht weißt, was du sagen sollst, kannst du das der Person mitteilen.

Gib‘ keine ungefragten Ratschläge und übe keinen Druck auf sie aus, indem du sie z. B. dazu drängst, zur Polizei zu gehen. Nur sie kennt ihr Tempo und Bedürfnisse, danach solltest du handeln.

 

Unterstütze die Person

Hilf der Person, sich selbst zu schützen, wenn der Angriff noch nicht vorüber ist.

Aber jeder Schritt muss mit ihr abgesprochen werden. Handele nicht auf eigene Faust. Während des sexualisierten Übergriffs wurden die Grenzen der betroffenen Person verletzt, so dass du nun sensibel vorgehen musst und es vermeiden solltest, ihr das Gefühl von einer wiederholten Überschreitung ihrer Grenzen zu geben.

Du kannst auch selber Hilfe in Anspruch nehmen

Auch wenn die Person sich an dich wendet, weil sie deine Unterstützung braucht, ist es wichtig, dass du auf deine eigenen Grenzen achtest. Falls du befürchtest, dich ‚falsch‘ zu verhalten, wende dich an eine Beratungsstelle. Dort wird sich auch um Angehörige und Freund*innen gekümmert. Hier kannst du auch Fragen zum Strafrecht stellen.

Das Hilfetelefon erreichst du zum Beispiel rund um die Uhr und auch an Wochenenden und Feiertagen: 08000 116 016 

 

Urteile nicht

Es kann auch sein, dass die Person sich nicht helfen lassen möchte, obwohl du aus deiner Perspektive Handlungsbedarf siehst. Im Fall von häuslicher Gewalt geht die Person eventuell auch wieder zur übergriffigen Person zurück. Stelle dich darauf ein, dass sie anders handelt, als du es in dem Moment erwartest oder es dir wünschst und mache ihr keinen Vorwurf daraus, auch wenn du die Entscheidung in dem Moment nicht nachvollziehen kannst. Habe Geduld und frage öfters nach, wie es der betroffenen Person geht.

In unserem virtuellen Selbstlernkurs erfährst du, was du tun kannst, um Diskriminierung und Gewalt entgegenzutreten.

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