Aufruf: Die Folgen von Sexismus auf den Studienverlauf

Viel zu selten wird über die Folgen gesprochen, die Betroffene nach Erfahrungen mit Sexismus, sexualisierter Belästigung und Gewalt erleben. Studierende, die diskriminierende und gewaltvolle Erfahrungen machen, müssen mit diesen oft neben den Herausforderungen des Studiums zurechtkommen. Dieser Zusammenhang spielt dennoch oftmals  in Diskussionen um Bildungs- und Chancengerechtigkeit keine Rolle.

Das möchten wir ändern und dafür brauchen wir eure Hilfe!

Welche Erfahrungen mit Sexismus und sexualisierter Gewalt habt ihr gemacht?
Inwiefern hatten bzw. haben diese Erfahrungen Einfluss auf euren Studienverlauf?

Es spielt dabei keine Rolle, ob ihr die Erfahrungen direkt am Campus oder an einem anderen Ort und/oder während eures Studiums gemacht habt, sondern inwieweit sexistische oder gewaltvolle Erfahrungen euren Studienverlauf beeinflusst haben bzw. beeinflussen.

Bei der Thematik spielt natürlich auch Intersektionalität eine Rolle: Sexismus und sexualisierte Gewalt ist immer verflochten mit weiteren Diversitäts- und Diskriminierungskategorien, wie Herkunft, Aussehen, Alter, Sexualität, Behinderung, usw.

 

Wir könnt ihr uns unterstützen?

Schreibt uns eine E-Mail an unsercampus@rub.de und erzählt von euren Erfahrungen.

In welcher Form wir eure Erfahrungsberichte veröffentlichen (Text, Tonaufnahme oder Interview) können wir gemeinsam entscheiden. Alle Informationen werden vertraulich behandelt und wir halten alles in Absprache mit euch! Ob ihr lieber anonym oder öffentlich über eure Erfahrungen sprechen wollt, bleibt auch völlig euch überlassen.

 

Was passiert mit euren Erfahrungsberichten?

Am 31.05. findet an der RUB der Diversity Tag zu dem Thema Bildungsungerechtigkeit statt. Mit den eingesendeten Erfahrungsberichten wollen wir die Besucher*innen über die Thematik informieren und mit ihnen ins Gespräch kommen.

Wir bitten daher um Zusendung bis zum 13.05.2022.

Danke für euer Vertrauen!

Aktion: Wir sagen „Nein!“ zu Catcalling auf dem Campus

 

Geiler Arsch, Süße“, „Heute Abend noch was vor?“ und Bleib doch mal stehen, Schätzchen!“ sind noch tendenziell harmlose Kommentare, die sich viele Menschen auf ihrem Heimweg, bei der Arbeit, an der Uni oder in anderen öffentlichen Einrichtungen anhören müssen. Diese Art der Belästigung wird als Catcalling definiert und bezeichnet verbale, sexuell anzügliche Belästigung von i.d.R. Cis-Männern (Cisgender: Menschen, die sich mit dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren) gegenüber weiblich gelesenen Personen – es kann aber jeden betreffen. Unter Catcalling fallen außerdem auch sexuell anzügliche Gesten, übergriffige Aufforderungen zu sexuellen Handlungen oder Hinterherpfeifen.

 
 
 

Selbst im Jahre 2022 wird Catcalling im Strafgesetzbuch nicht als Straftat identifiziert. Damit Catcalling als eine solche anerkannt wird, muss es – laut Gesetz – zu körperlichen Berührungen gekommen sein. Nur in Ausnahmefällen wird Catcalling strafrechtlich verfolgt, nämlich dann, wenn die Zurufe einer Beleidigung entsprechen.

Im Rahmen des Seminars Unser Campus – eine Hochschule ohne Gewalt setzen wir als Studierende mit dieser Aktion ein Zeichen gegen Catcalling, denn sexuelle Belästigung ist kein Kompliment und beginnt nicht erst bei Körperkontakt, sondern dann, wenn deine persönlichen Grenzen überschritten wurden. Dabei ist anzumerken, dass jede Person selber Grenzen setzt und darüber entscheiden darf, wann etwas für sich persönlich als Belästigung gilt. Kommentare von i.d.R. Cis-Männern, die Catcalling mit Aussagen wie „Stell dich nicht so an!“ oder „Frauen sind so empfindlich geworden!“ verharmlosen möchten, sind dabei außer Acht zu nehmen.

 

 

Solltest du betroffene Personen kennen oder selber von Catcalling betroffen sein, wende dich bei Interesse daran, deine Erfahrungen zu teilen und mit uns ein Zeichen gegen Catcalling am Campus zu setzen, an unsere E-Mail-Adresse (catcallingamcampus@gmail.com) und schildere uns deine Erfahrungen. Die Einsendungen werden wir im Rahmen unseres Projekts anonym (!) veröffentlichen. Wir versprechen, alle eingesendeten Mails diskret zu behandeln.

Wenn du Catcalling auf dem Campus erfahren musstest und dagegen vorgehen oder mit jemandem darüber sprechen möchtest, kannst du dich an folgende Anlaufstellen wenden:

Zentrale Gleichstellungsbeauftragte (gleichstellungsbuero@rub.de),

Wildwasser Bochum e.V. (www.wildwasserbochum.de),

Weitere Anlaufstellen unter: www.unser-campus.de/anlaufstellen-information-und-beratung/

 

Als Betroffene*r gibt es keine Gründe dafür, sich vorzuwerfen, falsch gehandelt oder falsch reagiert zu haben, denn ein kurzer Rock, ein weiter Ausschnitt oder ein verunsichertes Auftreten sind keine Einladung zum Catcalling.

Digitaler Selbstlernkurs: Gemeinsam für eine Hochschule ohne Diskriminierung!

Unser digitales Selbstlernangebot auf Moodle bietet die Möglichkeit, sich mit Themen vertraut zu machen, die gesellschaftlich viel verhandelt werden und auch für unser Miteinander auf dem Campus eine große Rolle spielen. Hier erklären wir, welche Formen Sexismus an der Hochschule annehmen kann, was jede*r Einzelne tun kann, wenn sie grenzüberschreitende Situationen beobachten oder wie Männer Verbündete im Kampf gegen sexualisierter Gewalt werden können. Ein wichtiges Kurstool ist unsere Datenbank mit Hilfsangebot und Anlaufstellen. Menschen, die in einer Notsituation sind oder Menschen, die Kontakt mit einer betroffenen Person haben, können hier unkompliziert nach geeigneten Angeboten suchen. Neben Hilfsangeboten zu Sexismus und sexualisierter Gewalt finden sich dort auch Initiativen und Institutionen, die im Fall von Diskriminierung aufgrund der geschlechtlichen Identität oder der sexuellen Orientierung unterstützen. Genauso wie im Fall von rassistischer oder antisemitischer Gewalt.

Einen Bericht über unseren digitalen Selbstlernkurs bei RUB News findet ihr hier!

Das Angebot richtet sich in erster Linie an Studierende, die vielleicht schon mal von den ganzen Begriffen gehört, aber noch keine Gelegenheit hatten, sich intensiver damit auseinanderzusetzen. Die neugierig sind und sich selbstständig weiterbilden wollen. Uns war es ein Anliegen, das Angebot so niedrigschwellig wie möglich zu halten. Deswegen haben wir auch ein Glossar eingebaut, in dem unbekannte Worte nachgeschlagen werden können. Falls Begrifflichkeiten darüber hinaus unklar bleiben, kann man sich gerne an uns wenden und wir tragen sie nach.

Natürlich sind aber auch alle anderen herzlich Willkommen, unseren Kurs zu besuchen. Er ist frei zugänglich (OpenRUB). Unser Campus ist als fortlaufender Kurs konzipiert und wird kontinuierlich erweitert. Wer auf dem Laufenden bleiben möchte, schreibt sich am besten in den Kurs ein.

https://www.instagram.com/p/CVSujVcMGjJ/

 

Sich mit neuen Themen auseinanderzusetzen, lohnt sich immer. Vor allem wenn man so dazu beitragen kann, den Campus gleichberechtigter und sicherer zu gestalten. Zu lernen, dass wir in einer Welt leben, die immer noch sexistisch oder rassistisch ist und welche Folgen das für Betroffene hat, sensibilisiert für andere Lebensrealitäten und betont die Wichtigkeit der eigenen Rolle im Kampf gegen jegliche Diskriminierung. Übertragen auf den Hochschulalltag bedeutet das zum Beispiel, dass eine Schwarze Frau andere Erfahrungen macht als ein weißer Mann und sich in ihrem Studium ganz anderen Hürden ausgesetzt sieht. Ein antisexistisches oder antirassistisches Bewusstsein zu entwickeln, ist ein wichtiger erster Schritt. Um aber nicht auf der theoretischen Ebene zu verweilen, geben wir noch Handlungsmöglichkeiten für den Alltag mit an die Hand. Passend dazu findet ihr in unserem Moodlekurs seit dieser Woche einen Podcast, in dem Prof. Dr. Karim Fereidooni erklärt, wie rassismuskritische Forschung und Lehre aussehen muss. Denn um eine nachhaltige Prävention zu gewährleisten, müssen die Maßnahmen auf individueller und struktureller Ebene ansetzen.

 

 

Online-Kurs, Tagung, Workshops

Vortrag: Sexismus an Hochschulen

18.05. | 12.30-14.00 Uhr

Anmeldung bis zum 17.05.21 unter anne.tilse@rub.de

 

Die Hochschule ist ein sozialer Raum. Auch hier spiegeln sich gesellschaftliche Problemlagen und Tabuthemen wider – so auch Sexismus und sexualisierte Gewalt. Der Vortrag stellt eine Einführung in die Thematik dar und legt einen besonderen Fokus auf die vulnerable Situation von Studierenden.

Der Vortrag findet über Zoom statt.

 

Workshop: Awareness(arbeit)
Teil 1: 30.06. | 10-12 Uhr
Teil II: 07.07. | 10-12 Uhr

Anmeldung bis zum 28.06.21 unter anne.tilse@rub.de

Awarenessarbeit hat zum Ziel, eine Sensibilität und Offenheit für andere Lebensrealitäten und damit verbundene Erfahrungen zu schaffen. Grundvoraussetzung dafür ist, das Erkennen und die Infragestellung der eigenen Stereotype und Vorurteile und die Motivation, diese abzubauen. Darüber hinaus umfasst Awareness auch das Erkennen von diskriminierenden Strukturen und die eigene Verwobenheit in diese. Diese machtkritische Haltung hat zum Ziel, Diskriminierungsstrukturen abzubauen und Kulturwandel anzustoßen.

Agenda des Workshops:
• Was bedeutet Awareness?
• How to be aware?
• Beispiel aus der Praxis: „Unser Campus“ – eine Kampagne gegen sexualisierte Diskriminierung und Gewalt
• Awarenessarbeit an Hochschulen

Der Workshop findet über Zoom statt.

Laura Chlebos arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Marie Jahoda Center for International Gender Studies, wo Sie „Unser Campus“ – eine Kampagne gegen sexualisierte Diskriminierung und Gewalt koordiniert.

Gesucht: Erfahrungen der LGBTIQ*-Community

Seit dem 10. April 2019 können Studierende an einer Umfrage zu den besonderen Bedarfen und der psychosozialen Belastung von Studierenden der LGBTIQ*-Community teilnehmen. Gefragt wird u.a. nach der Selbstwahrnehmung, dem allgemeinen Sicherheitsempfinden und der Nutzung RUB-interner Angebote.
Das Projekt wird durch das Lore-Agnes-Programm gefördert und am Interdisziplinären Zentrum für Familienforschung (ICFR) durchgeführt. Es soll die Identifikation der LGBTIQ*-Studierenden mit unserer Hochschule stärken und gleichzeitig ein positives Signal für Vielfalt aussenden. Das Ziel ist es, aus den Erhebungen Maßnahmen abzuleiten, die die Studierenden empowern und die internen Beratungs- und Hilfsangebote an die Bedarfe anpassen sollen.
Hier geht’s zur Umfrage!
Die Idee zur Umfrage entwickelte sich aus dem Forschungsprojekt AsyLSBTIQ*, das sich mit dem psychischen Wohlbefinden und der gesellschaftlichen Teilhabe von LSBTIQ-Geflüchteten in Deutschland beschäftigt.

Das Projekt Gender – LGBTIQ* läuft noch bis August 2019. Nach der Auswertung der Ergebnisse ist eine Kooperationsveranstaltung mit dem Projektteam und Unser Campus geplant. Mehr dazu erfahrt ihr dann demnächst auf unserer Homepage oder die Facebook-Seite der Gender Studies.

 

 

Was bedeutet LGBTIQ*? Und wofür steht eigentlich das Sternchen?
LGBTIQ ist ein Sammelbegriff für lesbian, gay, bisexual, trans, inter und queer. Das deutsche Pendant lautet LSBTIQ, also lesbisch, schwul, bisexuell, trans, inter und queer.
Was steckt hinter den Begriffen trans, inter und queer?
Als trans bezeichnen sich Menschen, die sich mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht nicht identifizieren können. Im Gegensatz dazu haben Cis-Personen ihr Geschlecht wahrscheinlich noch nie hinterfragt und ganz selbstverständlich als Mann oder Frau gelebt.
Der Begriff inter hat sich aus der Community selbst entwickelt und wird genutzt, wenn ein Mensch „genetisch (aufgrund seiner Geschlechtschromosomen) und/oder anatomisch (aufgrund seiner inneren und äußeren Geschlechtsorgane) und/oder hormonell (aufgrund der Produktion von Geschlechtsorganen) nicht den Normen, die für das weibliche oder männliche Geschlecht festgelegt wurden, entspricht.“ Quelle: ProFamilia

Anike Krämer und Prof. Dr. Katja Sabisch haben zu Intersexualität in NRW geforscht. Wer mehr darüber erfahren möchte, findet den Projektbericht  hier.

Für den Begriff queer gibt es keine eindeutige Definition und das ist auch so gewollt. Auch er wird als Selbstbezeichnung benutzt, um in der Regel darauf hinzuweisen, dass sich die eigene Geschlechtsidentität zwischen den herkömmlichen zwei Geschlechtern oder jenseits einer Zweigeschlechtlichkeit befindet. Weiterschauen!

Das Gender-* wird je nach Kontext unterschiedlich verwendet. In feministischen, aber auch immer mehr wissenschaftlichen Kreisen wird es in der Pluralform (z.B. Wissenschaftler*innen) genutzt, um mit der Zweigeschlechtlichkeit zu brechen und Geschlechterpluralität zu visualisieren. Ziel des Genderns ist es, nicht nur Männer und Frauen anzusprechen, sondern auch Menschen, die sich der binären Geschlechterordnung nicht zuordnen können und wollen. Darüber hinaus löst die Nutzung des Gender-* aber auch kontroverse Diskussion aus, wie hier nachgelesen werden kann.

Der Sammelbegriff LGBTIQ ist aber nicht frei von Kritik, da er sexuelle Orientierung (lesbian, gay, bisexuel) und geschlechtliche Identität (trans, inter, queer) vermischt und so Gefahr läuft viele unterschiedlichen Menschen als eine Interessensgruppe darzustellen.