Wusstest Du, dass das Outfit einer Person dich nicht zu (sexistischen) Kommentaren berechtigt?

Es ist ein warmer Sommertag. Du hast dir vielleicht grade ein kühles Getränk geholt und schlenderst über den Campus zu deinem nächsten Kurs. Da hörst du ein: „Ey, in dem Kleid hast du echt nen geilen Arsch!“ oder „Mit deinem Körper sollte man aber keine kurzen Hosen tragen.“

Solch‘ sexualisierte und normierende Kommentare über unser Erscheinungsbild und die Kleidung, die wir tragen, sind häufig eine Mischung aus Catcalling und sexistischem Lookismus. Zum Thema Catcalling kannst du dich hier weitergehend informieren. In diesem Artikel möchten wir uns der Diskriminierungsform Lookismus zuwenden.  

Lookismus bezeichnet die Diskriminierung oder Benachteiligung von Menschen aufgrund ihres Aussehens, ihres Körpers oder ihres äußeren Erscheinungsbildes und betrifft nicht nur das, was als attraktiv oder ästhetisch ansprechend angesehen wird, sondern auch Merkmale wie Körpergröße, Gewicht, Alter, Hautfarbe, Gesichtsform und Geschlechtsausdruck. Diese Form von Diskriminierung basiert oft auf stereotypen Vorstellungen von Schönheit, Normen und Erwartungen, die in der Gesellschaft verankert sind und uns zum Beispiel vermitteln, dass nur Körper der Norm oder einer Vorstellung von „normal“ entsprechen, wenn sie fit, leistungsfähig und „schön“, im Sinne von schlank, weiß, gesund, sportlich etc. sind.

Lookismus ist eng mit anderen Formen sexistischer Diskriminierung und queerfeindlichen Vorurteilen verbunden. In einer Gesellschaft, die auf heteronormativen und binären Geschlechtsvorstellungen basiert, werden Menschen, die nicht den idealisierten Schönheitsstandards entsprechen, oft marginalisiert oder diskriminiert. FINTA* (Frauen, inter –, nicht-binäre, -trans- und agender-Personen) als auch BiPoC (Black, Indigenous and People of Color) sind besonders oft von Lookismus betroffen, da ihre Körper oft als Gegenstand einer vermeintlich selbstverständlichen Bewertung und Kontrolle betrachtet werden.

Beispiele für Lookismus im Unialltag:

  1. Outfit/Kleidung: In Universitätskontexten kann Lookismus sichtbar werden durch Dresscodes oder implizite Erwartungen an das Erscheinungsbild von Studierenden und Dozierenden. Zum Beispiel könnten Personen, die nicht dem stereotypen Bild von „Akademiker*in“ entsprechen, aufgrund ihres Kleidungsstils oder ihres äußeren Erscheinungsbildes Vorurteilen oder Abwertungen ausgesetzt sein. Kleidung selbst hat kein Geschlecht, sondern wir ordnen Kleidung ein binäres Geschlecht zu. So lesen wir bspw. Kleider weiblich und Anzüge männlich, obwohl diese jedem Menschen offenstehen und jeder Mensch sie tragen kann. Generell gilt: Jede Person sollte die Kleidung tragen, in welcher sie sich wohl fühlt, unabhängig von Geschlecht oder Körperform.
  2. Social Media und Suchmaschinen: Plattformen wie Instagram oder TikTok können Lookismus verstärken, indem sie bestimmte Körpernormen und Schönheitsideale fördern und Menschen, die diesen Normen nicht entsprechen, ausgrenzen und unsichtbar machen. Darüber hinaus können Suchmaschinen Algorithmen verwenden, die bestimmte Bilder oder Inhalte bevorzugen, die den gängigen Schönheitsstandards entsprechen, und somit den Druck auf Personen erhöhen, diesen Standards zu entsprechen. Sucht man z.B. männlich-konnotierte Vornamen, werden männlich gelesene Personen im Anzug angezeigt, sucht man jedoch weiblich-konnotierte Vornamen, zeigt das Suchergebnis z.B. nackte weiblich gelesene Brüste.
  3. Normative Konstrukte von Körpern: Lookismus zeigt sich häufig in der Diskriminierung von Personen aufgrund ihres Körpergewichts, wobei Stereotypen wie mangelnde Disziplin oder fehlende sportliche Aktivität allein auf das Gewicht angewendet werden. Ebenso erfahren trans-Personen oft queerfeindliche lookistische Diskriminierung, da ihre Körper als abweichend von binären Geschlechternormen bewertet werden.

Lookismus ist eine tief verwurzelte Form der Diskriminierung, die nicht nur individuelle Auswirkungen hat, sondern auch strukturelle Ungleichheiten verstärken kann. Er reproduziert heteronormative, rassistische und ableistische Stereotype und verstärkt bestehende Machtstrukturen, indem er bestimmte Körpertypen und Ausdrucksformen bevorzugt und andere marginalisiert: „Lookismus ist ein Konzept das sich nicht so einfach mit anderen –ismen (wie Rassismus oder Sexismus) in eine Reihe stellen lässt. Es bietet vielmehr einen Analyserahmen und einen Namen für vielfältige Diskriminierungserlebnisse aufgrund der Be- und Abwertung von Körpern und deckt damit Leerstellen in den anderen Konzepten ab“ (FUMA DIGITAL – #LOOKISMUS).

Um Lookismus zu bekämpfen, ist es wichtig, bewusstere und inklusivere Standards für Schönheit und Aussehen zu fördern, die die Vielfalt menschlicher Körper und Ausdrucksformen umfassen. Bestehende Machtstrukturen müssen in Frage gestellt, um Räume für die Anerkennung und Feier unterschiedlicher Identitäten und Ausdrucksformen zu schaffen.

Die Ruhr-Uni Bochum hat mit der Antidiskriminierungsrichtlinie eine Grundlage dafür geschaffen, dass auch die Benachteiligung und Diskriminierung aufgrund des Aussehens gemeldet und geahndet werden kann.

Mit dem Projekt „Unser Campus – eine Kampagne gegen Sexismus an der RUB!“ und unseren Kooperationspartner*innen möchten wir dem diskriminierenden Phänomen Lookismus entgegentreten und uns für einen Campus einsetzen, auf dem die Menschen unabhängig von ihrem Aussehen wertschätzt, werden.

Quellen und weitere Literatur:

  1. Avemann, Katharina/Kagerbauer, Linda (2019): “Loose hate, not weight” Lookismus und Bodyismus in der Mädchenarbeit. In: Betrifft Mädchen: fat! (mädchen*) Körper von Gewicht. Beltz Juventa, Heft 2, S. 65 – 70
  2. Diamond, Darla/Pflaster, Petra/Schmid, Lea (Hrsg.): Lookismus. Normierter Körper – Diskriminierende Mechanismen – (Self-) Empowerment. Unrast
  3. Kleidung und Sexismus · DLF Nova (deutschlandfunknova.de) (abgerufen am 17.2.2024)
  4. Lookismus (uni-koeln.de)
  5. Lookismus als Unconscious Bias: Der Einfluss des Aussehens auf Personalentscheidungen | SpringerLink
  6. Lookismus erklärt von FUMA Fachstelle Gender & Diversität NRW (gender-nrw.de)
  7. Sexismus | bpb.de
  8. Sexismus im Alltag – Gender – jetzt.de
  9. Sexismus im Alltag (bmfsfj.de)
  10. Sexismus: Erkenne ihn. Benenne ihn. Beende ihn. (coe.int)
  11. Stereotype: „Sexismus ist heute subtiler“ – Spektrum der Wissenschaft
  12. Subtile Erscheinungsformen von Sexismus | Sexismus | bpb.de
  13. In R. Ortlieb & B. Sieben (Hrsg.), Geschenkt wird einer nichts – Oder doch? Festschrift für Gertraude Krell (S. 163–168). München: Hampp
  14. Wissen über Sexismus « Bündnis „Gemeinsam gegen Sexismus“ (gemeinsam-gegen-sexismus.de)