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„Hey Baby, lächle doch mal!“, „Oh! Sexy!“ oder „Geiler Arsch!.
Vielleicht wurden solche Kommentare auch Dir oder Personen, die du kennst, schon mal hinterhergerufen.
Solch ein Verhalten nennt sich Catcalling.
Catcalling ist ein sexistisches Phänomen, das weltweit in Form von unerwünschten anzüglichen Kommentaren, Pfeifen oder obszönen Gesten auftritt und damit die Würde und das Sicherheitsgefühl von Menschen, insbesondere von FINTA*-Personen verletzt.
Leider ist Catcalling in öffentlichen Räumen sehr weit verbreitet. So findet es zum Beispiel in Verkehrsmitteln wie Bus und Bahn statt, die wir alle täglich nutzen. Hier erleben Menschen belästigende Bemerkungen, unerwünschte Annäherungen oder aufdringliches sexualisiertes Starren. Das trägt dazu bei, dass öffentliche Räume für FINTA* oft unsicher sind. Auch auf dem Campus ist Catcalling weit verbreitet, Studierende und insbesondere FINTA*, können Opfer von berührungsloser sexualisierter Belästigung durch Kommiliton*innen oder sogar durch Dozierende werden. Zum Beispiel kann es an der Uni anzügliche Bemerkungen, unerwünschte Nachrichten oder unangemessene Berührungen geben. Und wenn sich betroffene Menschen am Campus unwohl fühlen, dann leidet auch der akademische und private Erfolg darunter.
Aus feministischer Perspektive ist Catcalling ein Problem, das es gibt, weil wir in einer Gesellschaft leben in der Geschlechterungleichheit herrscht und in der viele Menschen alltäglich objektiviert und sexualisiert werden. Es ist ein Ausdruck von Macht und von Kontrolle über Menschen, insbesondere FINTA*, indem ihnen eine bestimmte Rolle zugewiesen wird. Es ist wichtig zu verstehen, dass Catcalling nicht harmlos, sondern Teil eines größeren Systems der Diskriminierung und Gewalt gegen FINTA*, LGBTIQA+ und BIPoC ist. Bildung und Sensibilisierung sind essentielle Strategien um gegen Diskriminierung und Gewalt anzugehen. Universitäten und andere Bildungseinrichtungen müssen also sichere Umgebungen schaffen und sexuelle Belästigung aktiv bekämpfen, indem es klare Regeln, Schulungen für alle Mitglieder des Campus und Unterstützung für Betroffene gibt.
Wir möchten mit der Awarenesskampagne UNSER CAMPUS – Gegen Sexismus an der RUB! eine Kultur des Respekts und der Gleichberechtigung fördern. Die RUB und das AKAFÖ setzen sich für die Aufklärung und die Sensibilisierung von Studierenden und Beschäftigen zum Thema Sexismus im Hochschulkontext ein. Wir finden: Catcalling muss als ernsthaftes Problem anerkannt werden und wir müssen gemeinsam daran arbeiten, diese Kultur der Belästigung zu überwinden! Denn FINTA* und Menschen aller Geschlechter haben das Recht frei und sicher in der Öffentlichkeit zu leben. Durch Dein und unser feministisches Engagement können wir dazu beitragen, einen Campus und eine Welt zu schaffen, in der Catcalling der Vergangenheit angehört und Gleichberechtigung für alle Realität wird.
Neugierig geworden?
Folge uns auf Instagram unter @antidiskriminierungstelle_rub und besuche unseren Blog, um keine Neuigkeiten und Aktionen zu verpassen! Auch über Anfragen für Kooperationen und Workshops freuen wir uns sehr.
Es gibt verschiedene Initiativen und Beratungsstellen, die Betroffenen von Catcalling Hilfe und Unterstützung bieten können. Hier sind einige davon:
NORA e.V. ist eine Beratungsstelle für Frauen und Mädchen in der Kortumstraße in Bochum. NORA e.V. engagiert sich gegen Gewaltverhältnisse, unter denen Frauen und Kinder leiden und für die Interessen von Frauen und Mädchen. NORA e.V. berät parteilich für Frauen, fachlich kompetent und professionell, kostenlos und vertraulich.
NORA e.V.
Beratung für Frauen und Mädchen
Kortumstr. 45, 44787 Bochum
Offene Beratung (ohne Terminabsprache)
Dienstag: 14.00 – 16.00 Uhr, Donnerstag: 10.00 – 12.00 Uhr und Termine nach Vereinbarung
Telefon: 0234 – 96 29 995 und 0234 – 96 29 996
Email: nora-beratung@freenet.de
Frauenberatungszentren NRW
In vielen Städten in Nordrhein-Westfalen gibt es Frauenberatungszentren, die Unterstützung für FINTA* in verschiedenen Lebenslagen anbieten. Hier können Betroffene von Catcalling Beratung und Hilfe finden.
Eine Übersicht über die Frauenberatungszentren NRW findest Du hier.
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen
Das Hilfetelefon ist eine bundesweite Anlaufstelle, die rund um die Uhr erreichbar ist. Es bietet FINTA* die von Gewalt betroffen sind, Hilfe und Beratung an. Hier können auch Betroffene von Catcalling Unterstützung finden.
Du kannst das Hilfetelefon über folgende Nummer erreichen: 08000 116 016.
Polizei und lokale Behörden:
Catcalling kann in einigen Fällen eine strafbare Handlung sein. Wenn Du betroffen bist, kannst Du dich bei der örtlichen Polizei melden, um Anzeige zu erstatten und rechtliche Schritte einzuleiten.
Initiativen:
Die Initiative Catcallfreie Zone ist in Bochum und Umgebung aktiv und setzt sich mit (Foto-)Aktionen und durch Aufklärungsarbeit gegen Catcalling ein. Mehr Informationen über Catcalling und über ihre Kampagnen findest Du der Website: Catcallfreie Zone
Hier geht’s zur Instagramseite der Catcallfreien Zone aus Bochum.
Die Initiative @catcallsof ist international aktiv und hat in jeder größeren Stadt in Deutschland eine eigene Instagramseite. Ziel der Initiative ist es die Erfahrungen von Menschen, die Catcalling ausgesetzt waren zu sammeln und zu teilen. Außerdem werden Veranstaltungen und Vernetzungstreffen zu dem Thema organisiert.
Mehr Informationen zur Initiative findest Du hier.
Quellen und weiterführende Literatur:
Klümper, Hannah: Catcalls– Auch Worte sind Belästigung. München, dtv, 2022.
Mädchenmannschaft: Debatten um Feminismus, Geschlecht und Sexismus: https://maedchenmannschaft.net/?s=catcalling zuletzt aufgerufen am 06.10.23
Pantelmann, H., & Blackmore, S.: Sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt im Hochschulkontext: Herausforderungen, Umgangsweisen und Prävention. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, 2023.
Peterson, Z.D., Carver, D.N., Klann, E.M. et al.: Sexual Harassment and Assault in Public Spaces: Individual Vulnerability and Contextual Risk Factors. Sex Roles (2023).
Vera-Gray Fiona & Kelly, Liz.: Contested gendered space: public sexual harassment and women’s safety work. International Journal of Comparative and Applied Criminal Justice, 44:4, 265-275, 2020.